Hacker zur AKH-Causa: "In einem Spital gibt es nicht nur schöne Bilder"
Als Gesundheitsstadtrat ist Peter Hacker (SPÖ) für die Pflege am Wiener AKH zuständig. Zu den nun aufgetauchten Bildern, die Patienten zeigen, die am Gangboden untergebracht sind, sagt er zum KURIER: „Wir sind noch am Recherchieren und haben noch kein komplettes Bild. Deshalb können wir auch nicht ausschließen, dass das Personal richtig gehandelt hat.“
Er betont, dass es durchaus vorgegebene Standard Operating Procedures gebe, die ein solches Vorgehen in bestimmten Fällen als gelindestes Mittel vorsehen würden, um zu verhindern, dass unruhige, verwirrte Patienten aus dem Bett stürzen. Im konkreten Fall habe es sich um eine Patientin gehandelt, die nach Mitternacht eingeliefert worden sein, eben weil sie sich aufgrund eines solchen Sturzes bereits Verletzungen zugezogen habe.
AKH-Checkliste
Laut einer schriftlichen Entscheidungshilfe des AKH für den Umgang mit kognitiv beeinträchtigten Patienten, die erheblich selbst- oder fremdgefährdet sind, gibt es eine Reihe von gelinderen Maßnahmen, die zum Einsatz kommen können, um eine freiheitsbeschränkende Maßnahme zu verhindern. Darunter fallen unter anderem „Niederflurbetten / bodennahe Pflege – Ausstiegsalarm – Sturzmatte – stützpunktnahe Unterbringung“.
Keine Beschwerden
Hacker betont, dass derartige Fälle nicht häufig vorkommen würden. Eine Unterbringung am Boden werde auch immer mit den Angehörigen abgestimmt. „Es ist von ihrer Seite oder seitens der Patienten selbst noch nie eine Beschwerde deswegen erhoben worden.“
Auch die Tochter der Frau bekräftigte im Gespräch mit der APA, dass dies „die beste Lösung“ für ihre Mutter gewesen war. Die demente Frau habe vergessen, dass die nach einem Bruch nicht aufstehen darf, weshalb die Lagerung am Boden „eine Vorsichtsmaßnahme war“. „Meine Mutter lag in der Nähe des Schwesternstützpunktes, sie konnte dort viel besser beobachtet werden als in einem Zimmer, wo die Tür geschlossen ist“, sagte die Tochter. Außerdem sei es „nur für eine Nacht gewesen“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich trotz angespannter Personalsituation auch „wahnsinnig bemüht“. „Es gab auch eine Sitzwache in der Nacht“, betonte die Tochter. Dass Fotos ihrer am Boden liegenden Mutter angefertigt und Medien zugespielt wurden, „finde ich nicht in Ordnung“, sagte die Frau.
Zu der jedenfalls verstörenden Optik, die Patienten abgeben, die am Gang auf Matratzen-Lagern liegen müssen, sagt der Stadtrat: „In einem Spital gibt es nicht nur schöne Bilder. Im Krankenhaus sterben auch viele Menschen, noch mehr werden aber gerettet.“
Scharfe Kritik
Ungeachtet dessen sah sich Hacker am Donnerstag mit massiver Kritik konfrontiert: „Es kann nicht sein, dass im Wiener Gesundheitsbereich jede Woche eine neue Schreckensmeldung aufschlägt und dies von Hacker schöngeredet wird“, sagt die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Ingrid Korosec. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte nach den „schockierenden Fotos“ den sofortigen Rücktritt von Hacker.
Die Ärztekammer Wien forderte am Donnerstag einen Rettungsplan für die Spitäler in der Bundeshauptstadt. „Wir haben dem Wiener Gesundheitsverbund Anfang März einen detaillierten Themen- und Verhandlungsplan vorgeschlagen. Angesichts der Szenen, die sich auf der Unfallchirurgie am Wiener AKH abspielen, kann ich nur hoffen, dass die Gespräche rasch beginnen“, sagt Vizepräsident Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte.
Mit dem vorgeschlagenen Zeitplan würden die Verhandlungen noch vor dem Sommer abgeschlossen, so die Ärztekammer. „Das ist wichtig, weil bis spätestens Juli der Finanzausgleich und damit auch die Budgetmittel der Spitäler für die nächsten Jahre fixiert werden“, betont Ferenci.
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