Attacke auf Guido Burgstaller: 16 Monate bedingte Haft für 23-Jährigen

Guido Burgstaller war wieder im Stadion
Die Dichte an jungen Männern, die sich Donnerstagfrüh vor dem Gerichtssaal 401 im Landesgericht für Strafsachen in Wien versammelt haben, ist ungewöhnlich. Ebenfalls auffallend: Keiner von ihnen trägt grün-weiß. Dabei geht es um den Prozess von Rapid-Torjäger Guido Burgstaller. Er wurde in den Morgenstunden des 14. Dezember vor dem Volksgarten mit einem Faustschlag attackiert, stürzte nach hinten und erlitt einen Schädelbasisbruch.
Auch der Angeklagte, ein 23-Jähriger, ist ganz in schwarz gekleidet. Er ist bereits im Saal, als die Zuhörer noch darauf warten, Einlass zu bekommen. Als die Öffentlichkeit den Verhandlungssaal betreten darf, hält er sich eine Mappe vor das Gesicht. So nimmt er auch nach seiner Befragung vor seinem Verteidiger Platz - zu groß ist die Angst vor Repressalien.
"Burgstaller kannte ich vorher nur vom Namen"
Als nach ihm gefahndet worden war, gingen die Ermittler davon aus, dass es eine gezielte Attacke auf den Rapid-Spieler gewesen sein könnte. Vor Gericht sagt der Angeklagte: "Ich habe Burgstaller nicht erkannt. Ich bin nicht sehr Fußball-affin." Wenn schon, dann interessiere ihn Real Madrid. "Aber Burgstaller kannte ich vorher nur vom Namen."

Guido Burgstaller bei Gericht
Es sei eine "unerklärliche Kurzschluss-Reaktion" gewesen, die zum Schlag geführt habe, betont er mehrmals. Der Anlass war eine Nichtigkeit. Gemeinsam mit einem Arbeitskollegen hatte der Angeklagte auf ein Taxi gewartet. Rosenverkäufer hätten die letzten Blumen verschenkt. Burgstallers Freundin sei auf die Männer zugekommen und habe gefragt, für wen die Rose bestimmt sei. "Für dich", hätten diese geantwortet und ihr die Rose geschenkt. "Es war ein ganz entspanntes Gespräch", erinnert sich der Begleiter des Angeklagten.
Wenig später sei Burgstaller auf die Männer zugekommen, habe gefragt, was das soll. Ein Wortgefecht entstand. Wie auf einem Video zu sehen ist, stehen sich die beiden Männer gegenüber, Burgstaller hat die Hände in den Hosentaschen. Erst schubst ihn der Angeklagte. Dann versetzt er ihm einen Faustschlag. Burgstaller fällt rücklings um.
Burgstaller kann sich nicht mehr erinnern
Burgstaller selbst kann sich an nichts mehr erinnern. "Erst wieder, als ich im Krankenhaus aufgewacht bin", schildert er vor Gericht. Der Richter fordert den Angeklagten auf, kurz seine Mappe zu senken. Er will wissen, ob Burgstaller Erinnerungen an ihn hat. Für eine Sekunde ist das Gesicht des jungen Mannes zu sehen. Er ist blass, trägt Brille. "Nein", sagt Burgstaller.
Seit dem Vorfall hat er nicht mehr gespielt. Zwar trainiert er wieder mit. "Aber Zweikämpfe oder Körperkontakt brauch ich eher nicht." Seit damals kann er auch nicht mehr riechen und schmecken. "Das kann bis zu einem Jahr dauern."
Rechtsanwalt Klaus Ainedter, der den 23-Jährigen vertritt, will Burgstaller das von einem Gerichtsmediziner errechnete Schmerzengeld (4.200 Euro) überreichen. "Bitte an meinen Rechtsvertreter", wimmelt Burgstaller ab. "Mein Mandant würde sich auch gerne bei Ihnen entschuldigen. Wobei uns ihr Anwalt schon gesagt hat, dass Sie keinen Handschlag akzeptieren", versucht es Ainedter weiter. "Nehmen Sie eine Entschuldigung an?" - "Nein" ist die klare Antwort des Fußballers.
Um kurz nach 10.30 Uhr kam am Donnerstag dann das Urteil: Der 23-Jährige hat 16 Monate bedingte Haft ausgefasst. Dazu kommt eine Psychotherapie, die der Angeklagte machen muss. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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