Im Londoner Old Bailey - demStrafgerichtshof der britischen Hauptstadt - wird am Freitag ein österreichischer Staatsangehöriger aussagen. Der Grazer ist wegen der mutmaßlichen Planung eines terroristischen Staatsakts angeklagt.
Büros gefilmt
Dem 30-Jährigen wird vorgeworfen, Büros eines persisch-sprachigen Fernsehsenders gefilmt zu haben, der das iranische Regime kritisiert. Der Mann soll sieben Videos über die Sicherheitsvorkehrungen der Firma Volant Media (die den TV-Sender “Iran International” betreibt) im Chiswick Business Park im Westen von London gedreht haben.
Nachdem Londons Metropolitan Police den Sender über “das Bestehen ernsthafter und unmittelbarer Bedrohungen für die Sicherheit iranischer Journalisten” informierte, übersiedelte dieser am 18. Februar nach Washington.
Im Jogginganzug vor Gericht
Der Grazer erschien am 14. Februar erstmals vor Gericht. In grauem Jogginganzug, wie die Daily Mail berichtete, und mit der Hilfe eines deutschsprachigen Übersetzers, gab er einzig seinen Namen bekannt.
Der 30-Jährige wurde dann festgehalten, kam am frühen Morgen des 11. Februar mit einer Wizz Air-Maschine aus Wien am Flughafen Gatwick an und nahm daraufhin ein Taxi zu dem Business Park.
Staatsanwalt Michael Haggar erläuterte laut Daily Mail, der Angeklagte habe sich dem Gebäude 12 im Gewerbegebiet genähert, bevor er zum Gebäude 11 ging, dem Sitz von Volant Media.
“Er wurde dabei beobachtet”, sagt Haggar “wie er eine Gesichtsmaske aufsetzte, während er noch draußen war. Außerdem trug er eine Baseballmütze, die er bei seiner Ankunft im Business Park aufsetzte.”
Im Starbucks vor Polizei versteckt
Der 30-Jährige sei dann von der Polizei in einem Starbucks auf dem Gelände des Gewerbeparks angetroffen worden. Auswertungen der Überwachungskameras hätten ergeben, dass der Verdächtige sich erst in das Starbucks zurückzog, als er merkte, dass er beobachtet wurde.
Zuvor habe er sich mit seinem Telefon bewegt und es in einer Bewegung hochgehalten, die aussah, als würde er einen Film aufnehmen oder ein Foto machen. Sein Interesse war auf Einheit 11 gerichtet.
Verteidigerin Seema Dosaj gab laut Daily Mail zur Auskunft, dass der Österreicher als IT-Techniker arbeite, drei Kinder habe, und seine Frau eine Ausbildung zur Krankenschwester mache. Ihr Mandant, argumentierte, Dosaj, habe sich “mit einem Freund im Chiswick Park verabredet, und deshalb war er dort”.
Der Österreicher plädierte für nicht schuldig.
"In Kontakt mit Familie"
Auf KURIER-Anfrage bestätigte das Außenministerium, dass die österreichische Botschaft in London den betroffenen Mann seit dessen Festnahme mit Haftbesuchen sowie dem laufenden Austausch mit den britischen Behörden unterstütze.
"Unsere Botschaftsmitarbeiter beobachten den laufenden Strafprozess und stehen mit den Rechtsanwälten des Betroffenen in Kontakt. Zudem steht die Botschaft mit den Angehörigen in regelmäßigem Kontakt", heißt es weiter in der Anfrage.
Sobald ein rechtskräftiges Urteil vorliegt, kann auf Wunsch des Betroffenen eine Überstellung in den österreichischen Strafvollzug beantragt werden, so eine Sprecherin des Außenministeriums.
Über solche Anträge entscheide im Einzelfall zuerst die britische sowie im Anschluss die österreichische Justiz.
Auch Wiener vor Gericht
Der 30-Jährige ist nicht der einzige Österreicher, der derzeit in London wegen Terrorverdachts vor Gericht steht. Ein 19-Jähriger aus Wien muss sich diese Woche vor Woolwich Crown Court wegen der Verbreitung von drei Videos mit terroristischem Inhalt verantworten.
Laut Daily Mail beziehen sich die Anklagen auf drei Videoclips, die zwischen dem 3. Februar und dem 6. Juli verschickt wurden. Der Prozess gegen den 19-Jährigen begann am 3. Juli und soll laut Daily Mail mindestens 10 Tage dauern.
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