Herbert F. dürfte sich in Afghanistan auf "Erkundungsreise" befunden haben. Erst Anfang des Jahres veröffentlichte der pensionierte Lehrer einen Online-Bericht auf einer Webseite mit dem Titel "Urlaub bei den Taliban ist sicher". Er sei "beeindruckt" vom regen Leben in den Basaren, auch der Autoverkehr in den Städten lasse nicht auf Verzweiflung der Menschen schließen, schreibt F.
Der pensionierte Lehrer ist kein Unbekannter. In der Vergangenheit fiel er in der rechtsextremen und neonazistischen Szene in Österreich auf. Der Wiener war Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung aufgelöst worden ist. Als Alter Herr ist er auch heute noch in der Burschenschaft Olympia tätig. Zudem hielt er eine Rede über den einschlägig vorbestraften und mittlerweile gestorbenen Neonazi und Holocaustleugner Gerd Honsik.
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Dass Herbert F. in der rechtsextremen und neonazistischen Szene seit Jahren bekannt ist, bestätigt auch Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv österreichischer Widerstand (DÖW). Peham forscht zu Rechtsextremismus und Neonazismus unter Jugendlichen, Burschenschaften, Antisemitismus, Rassismus und Islamismus.
"Herr F. ist ein langgedienter Aktivist mit Vergangenheit in der organisierten Neo-Naziszene. Er hat auch zahlreiche einschlägige Bücher und Zeitungsartikel veröffentlicht", sagt der Experte. Auch seine Reise nach Afghanistan dürfte einen politischen Hintergrund haben.
Mit solchen 'Erkundungsreisen', wie er es selbst nennt, würden Personen wie F. eine bestimmte Agenda vermitteln wollen. Es solle der Eindruck erweckt werden, dass Länder wie Afghanistan oder Syrien sicher seien, und Abschiebungen von Asylwerbern in ihre Herkunftsländer deswegen absolut unbedenklich wären, erklärt Peham.
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Herbert F. sei kein Einzelfall, so der Rechtsextremismus-Experte. Auch Michael Scharfmüller, Geschäftsführer der rechtsextremen Zeitschrift "Info-DIREKT", sei im vergangenen Sommer nach Syrien gereist. In einem anschließenden Videobeitrag mit dem Titel "So sicher und bunt ist Syrien in Wirklichkeit" sagte Scharfmüller, dass das Bild, das etablierte Medien über Syrien verbreiten, völlig falsch sei.
Im Fall des verhafteten Österreichers bemühe man sich seitens des Außenministeriums "aktiv um eine Lösung und stehe mit der Familie des Betroffenen regelmäßig in Österreich in Kontakt", heißt es in der Anfrage weiter.
Reisewarnung
Konsularische Hilfsleistungen für in Not geratene Österreicher seien in Afghanistan selbstverständlich nur sehr beschränkt möglich, worauf das Außenministerium im Rahmen der Reisewarnung auch explizit hinweist.
Im Land gelte Sicherheitsstufe 6. Es bestehe ein Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle im ganzen Land.
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