Graue Wölfe gegen Linke: Erneut Ausschreitungen in Favoriten

Im Vorjahr prägten türkischstämmige Jugendliche für Monate das Bild von Favoriten.
Bei neuerlichen Störaktionen nationalistischer Jugendlicher kam es zu zwei Festnahmen. Ein Polizist wurde verletzt.

Auch am Freitagabend kam Favoriten nicht zur Ruhe. Erneut kam es zu Ausschreitungen. Erneut demonstrierten kurdische und linke Gruppierungen - und erneut kam es zu Störaktionen durch türkischstämmige Akteure aus dem nationalistischen Lager. Wieder wurde der in Österreich verbotene Wolfsgruß - das Zeichen der rechtsextremen türkischen Grauen Wölfe - gezeigt. Böller und Flaschen flogen durch die Luft.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot, mit Hubschrauber, Hunden und Kameras im Einsatz. Im Laufe des Abends kam es zumindest zu zwei Verhaftungen. Ein Polizeibeamter wurde verletzt

EKH abgeriegelt

Dabei hatte die Demo am späten Freitagabend ganz ruhig begonnen. Rund 500 Teilnehmer versammelten sich vor dem autonomen Ernst-Kirchweger-Haus (EKH), das in den vergangenen beiden Nächten zum Ziel von Angriffen türkischstämmiger Randalierer geworden war.

Der Bereich rund um das EKH wurde großräumig mit Tretgittern abgesperrt. Nur Demoteilnehmern und Anrainern sowie Journalisten wurde der Zutritt gewährt.

Auch die umliegenden Parks wie der Wielandpark, in dem sich in den vergangenen beiden Nächten die "Grauen Wölfe" immer wieder versammelt hatten, um ihre Angriffe zu starten, wurden von der Polizei gesperrt und bewacht.

Demozug musste stoppen

Hektischer wurde es dann mit Einbruch der Dunkelheit. Nach Provokationen - es kam zu derbsten Beschimpfungen und Böllerwürfen - musste der Demozug auf der Gudrunstraße kurz stoppen. Erst als die Polizei die aggressiv auftretenden Störenfriede zerstreut hatte, konnte es weitergehen.

Demozug beim Hauptbahnhof

Aber auch auf der Sonnwendgasse kam es zu Unterbrechungen. Allerdings nicht nur durch die "Grauen Wölfe". Entlang der Strecke wurden die mehr als 1.000 Demonstranten auch von Balkonen und aus Fenstern als "Terroristen" beschimpft. Zeitweise sah es so aus, als ob der Demozug umkehren müsse.

Auf dem Reumannplatz hielten sich indes auffallend viele junge Leute mit Mund-Nasen-Maske auf. Ob es sich um Schaulustige oder um einsatzbereite "Graue Wölfe" handelte, lässt sich schwer sagen.

Graue Wölfe gegen Linke: Erneut Ausschreitungen in Favoriten

Polizei löste Demo auf

Beim Hauptbahnhof löste die Polizei die Demonstration kurz nach 22 Uhr schließlich auf. Die Teilnehmer wurden gebeten, sich in kleinen Gruppen zur U-Bahn zu begeben. In der U1 sollen einzelne Demonstranten noch mitSchlagstöcken attackiert worden seien, heißt es auf Twitter.

Vor dem EKH, auf dem Reumannplatz und an anderen neuralgischen Punkten blieb die Polizeipräsenz bis in die späten Abendstunden dennoch massiv. Laut Exekutive verlief der Abend ruhiger als die vorhergegangenen.

Wiener Wahlkampf

Auf der Demonstration wurde übrigens auch die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein gesichtet. Im anlaufenden Wiener Wahlkampf fordert Stadt-FPÖ-Chef Dominik Nepp deshalb ihren Rücktritt.

Und auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meldete sich zu Wort: Die Stadt Wien werde keine weiteren Ausschreitungen wie zuletzt in Favoriten dulden. Bei der Polizei bedankte sich Ludwig für das "besonnene Einschreiten".

Wieder Unruhen bei Demo in Wien

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