Grüß Gott, Donauinselfest

Grüß Gott, Donauinselfest
Neue Angebote: Vierzig Seelsorger bieten Festivalbesuchern an, sich über Gott und die Welt auszutauschen. Für Gesprächsstoff sorgen auch die neuen Festivalpässe „Häusl to go“.
Von Uwe Mauch

Die einen haben auf dem Festivalgelände zwischen Nord- und Reichsbrücke einfach nur die Orientierung verloren, andere eröffnen, dass sie sich gerade privat oder beruflich in einer Sackgasse sehen. In Anbetracht der vielen feiernden Menschen geben einige auch zu: „Ja, ich bin einsam.

Edina Kiss und Sara Husar haben selbst viel zu erzählen: Was sie und ihre 38 Kollegen und Kolleginnen im Auftrag der Festival-Seelsorge auf dem Inselfest erleben, birgt den Stoff für einen Roman.

Ihr Standort zwischen der Electronic Music Bühne, die schon am Samstagnachmittag ordentlich Dezibel über die Donauinsel verstreut, und einer großen WC-Anlage ist nur auf den ersten Blick eher unglücklich gewählt. In der Tat kommen die Leute durchs Warten und auch durch das Musikhören und alles, was dazugehört, ins Gespräch.

Grüß Gott, Donauinselfest

Die „Häusl“-Debatte

Für viel Gesprächsstoff sorgt beim 41. Donauinselfest auch der neue Festivalpass – und zwar jener für die Notdurft im gepflegteren Ambiente: 5 Euro kostet dort das 3-Tage-Ticket, 50 Cent der einmalige Klogang. Das finden nicht alle Besucher und Besucherinnen sozial verträglich. Jedoch gibt es weiterhin die kostenlos zugänglichen Plastikboxen, die zugegeben am zweiten Festtag nicht mehr überall frei von eher üblem Geruch waren.

Es wäre nicht Wien, hätte man nicht auch schon einen Namen für das Angebot. Auch ein deutscher Student der Zahnmedizin kann ihn fast unfallfrei aussprechen. Für ihn ist „Häusl to go“ „klasse“.

Grüß Gott, Donauinselfest

Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist das Donauinselfest immer noch „das größte Open-Air-Festival in Europa bei freiem Eintritt“. Ludwig war als Mitarbeiter der VHS Floridsdorf bereits bei der „Null-Nummer“ im Sommer 1982 und beim Start 1983 dabei. „Damals noch als Ehrenamtlicher für alle nur erdenklichen Hilfsdienste.“

Anfangs war die Strom-Zuleitung „noch eher abenteuerlich“, wie sich der gelernte Historiker noch gut erinnern kann. Doch die Zeiten sind in Wien strenger geworden: „Heuer haben wir schon das Arbeitsinspektorat und die Finanz hier gehabt“, weiß Ludwigs Parteigenossin Barbara Novak, die ebenso seit Anbeginn dabei ist und seit sieben Jahren als Veranstalterin fungiert.

Bei 1.500 Beschäftigten auf der Insel, darunter 500 Ehrenamtliche, ist das große Interesse der Behörden wohl auch nachvollziehbar.

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Die Wasser-Zufuhr

Leicht entspannt zog Erwin Scheidl am Samstagabend für das „DIF 24“ eine erste Bilanz. Scheidl, der sein erstes Inselfest 1984 als Zivildiener des Arbeitersamariter-Bunds live miterlebte und seit 30 Jahren in der Einsatzleitung tätig ist, berichtete: „Die Leute sind zivilisierter geworden. Es gibt weniger Schlägereien. Sie trinken auch mehr bei der Hitze.“ Auf Nachfrage sagt er mit einem Augenzwinkern: „Ja, auch mehr Wasser.“

Die 250 Rettungs- und Notfallsanitäter des Wiener ASB haben am Freitag knapp 300 Einsätze registriert. Das Wetter und das Österreich-Spiel bei der EM hätten viele Besucher dazu motiviert, erst nach der großen Hitze auf die Donauinsel zu pilgern.

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Heuer bieten die Festival-Veranstalter den „LernLEOs“ eine Bühne. Freiwillige lernen mit Volks- und Mittelschülern aus einkommensschwachen Familien. „Der Bedarf wächst ständig“, so die pädagogische Leiterin Birgit Greifeneder.

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Gänsehaut dann bei den Seelsorgerinnen: Der junge Mann, der im Vorjahr keinen Sinn mehr im Leben sah, stand vor ihnen und erklärte: „Es geht mir gut, ich habe auch noch meine Arbeit.“

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