Geschäft mit der Sicherheit boomt - aber Angst bleibt

Bei Home Invasions kommen die Täter meistens maskiert.
Dritter Fall von „Home Invasion“ im Villenviertel. Alarmanlagen schützen nicht vor Überfällen.

Es passierte am Abend, als das Ehepaar Ramsauer gerade gemütlich vor dem Fernseher saß: Drei maskierte Männer standen plötzlich mit Pistolen im Wohnzimmer, fesselten den Banker und seine Frau, rissen Schmuck und Bargeld an sich. 20 Minuten später war das Angst einflößende Schauspiel vorbei. Bleiben werden die Erinnerung und ein ungutes Gefühl in der ganzen Nachbarschaft.

Keine Angst vor Alarm

Etwas über eine Woche nach der dritten Home Invasion in Döbling innerhalb weniger Monate beschäftigt die Bewohner der Villengegend der Raubüberfall sehr. „Es ist schlimm, weil man nichts dagegen tun kann“, erzählt die Nachbarin der letzten Opfer, Nives Gobo. Auch sie wohnt mit ihrer Familie in einer schönen Villa, nur wenige Meter entfernt.

Geschäft mit der Sicherheit boomt - aber Angst bleibt
Home Invasions Döbling Nachbarin
„Man würde meinen, dass sich die Räuber ein Haus aussuchen, das schlecht überwacht ist. Das Haus der Familie Ramsauer ist aber mit allen möglichen Alarmsystemen ausgestattet und das hat die Männer trotzdem nicht gehindert, den Überfall zu begehen“, sagt die Mutter.

Obwohl sich Räuber von Alarmsystemen anscheinend nicht abschrecken lassen, boomt das Geschäft mit der Sicherheit vor allem im privaten Bereich. Neukunden lassen sich eine gute Absicherung des Eigenheimes auch immer mehr kosten.

Eines der größten Sicherheitsunternehmen Österreichs, ÖWD, verzeichnete im vergangenen Jahr zehn Prozent Plus bei Sicherheitsdienstleistungen für Privatpersonen. Vor allem das Notruf-Center, wo Meldungen von ausgelösten Alarmanlagen eingehen, wird bei den Kunden immer beliebter: Mittlerweile nutzen 40.000 Haushalte bundesweit dieses Service, 11.000-mal kam es 2015 zu Alarmeinsätzen was bedeutet, dass Securitys ausrücken mussten.

Im Fall von Home Invasions ist das oft nicht genug Absicherung, denn die Täter wissen meist, wie die Alarmsysteme zu umgehen sind.

Vorsicht bei Personal

Dieser Umstand ist auch den Anrainern in Döbling bewusst. Eine Nachbarin der Familie Ramsauer, die aus Angst unerkannt bleiben möchte, erzählt, dass sie punkto Auswahl ihres Personals viel vorsichtiger geworden sei: „Wir haben natürlich eine Alarmanlage, aber man muss auch sehr darauf achten, wen man sich ins Haus holt.“ Dass bei Home Invasions tatsächlich oft Hauspersonal oder Bekannte als Informanten für die Räuber dienen, zeigt ein Fall aus Niederösterreich, den die Polizei erst diese Woche aufklären konnte.

Sechs rumänische Staatsbürger im Alter zwischen 26 und 44 Jahren wurden festgenommen, weil sie im Februar den Raubüberfall auf ein Ehepaar (84 und 87)in Edlitz (Bezirk Neunkirchen) begangen haben sollen. Informationen über die Gewohnheiten des Paares bekamen die Verdächtigen von einem 26-jährigen Rumänen, dem der Ehemann Deutschunterricht gegeben hatte.

Ob bei den drei Fällen von Home Invasions in Döbling dieselben Täter dahinterstecken, wird derzeit ermittelt. Prinzipiell sind es laut Europol-Experte Gerald Hesztera aber keine kriminell organisierten Banden im großen Stil: „Home Invasions kommen europaweit immer wieder vor. Bisher konnten aber keine signifikanten Zusammenhänge zwischen mehreren Fällen nachgewiesen werden.“ In allen drei Fällen in Döbling sind die Täter noch flüchtig.

Nachbarschaftshilfe

Das Wissen um Leben und Gewohnheiten der Opfer ist für Kriminelle sehr wichtig. Jan Wiedey leitet ein Security-Unternehmen in Döbling und rät vor allem dazu, wachsam zu sein: „Es ist wichtig, dass man die Umgebung in der Nachbarschaft bewusst wahrnimmt. Wenn unbekannte Autos oder Menschen am Gehsteig stehen, sind das oft Späher, die die Lange auskundschaften.“

Ein sehr effektives Mittel sei laut Wiedey eine gute Vernetzung in der Nachbarschaft: „Es ist klar, dass man in einer Stadt nicht alle Menschen in der Umgebung gut kennt. Aber es ist immer sinnvoll, wenn die Nachbarn die Augen offen halten. Das schreckt Täter ab.“

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