Die neuen Trends für den letzten Weg

Die letzte Ruhestätte unter einem Baum. Schon zu Lebzeiten planen immer mehr Menschen ihren individuellen Abschied.
Wald- und Feuerbestattungen boomen. Die "schöne Leich" hat noch immer Tradition.

Die Affinität des Österreichers und im besonderen des Wieners zum Tod wurde oft besungen und beschrieben. Die „schöne Leich“ hat immer noch Tradition. Das augenzwinkernde Verhältnis zum Tod ankert aber auch in ganz profanen Zahlen:

Auf Wiens Friedhöfen sind aktuell etwa drei Millionen Verstorbene bestattet. Demgegenüber leben 1,74 Millionen Menschen in der Stadt.

„Zwar gibt es zu diesem Thema keine Statistiken, aber Wien ist eine der ganz wenigen Metropolen, wo es, wenn man so will, mehr Tote als Lebende gibt“, schmunzelt Markus Pinter, Geschäftsführer der 46 städtischen Wiener Friedhöfe.

Doch selbst der unausweichlich letzte Weg orientiert sich an Trends und neuen Geschäftsmodellen. Immer mehr Menschen planen und wünschen sich zu Lebzeiten einen individuellen Abschied. 2013 erhöhte sich der Anteil der Feuerbestattungen bundesweit erstmals auf 25 Prozent.

Urne statt Gruft

Friedhof-Profi Pinter erklärt die (monitären) Hintergründe: „Zum einen kommt eine Kremation deutlich billiger als ein Grab, zum anderen entfällt die teuere Pflege der Ruhestätte.“

Kostet ein konventionelles Begräbnis 4000 bis 5500 Euro, kommt eine Feuerbestattung inklusive Urne und 20 Jahre Aufbewahrungsdauer auf einem Friedhof auf 2600 Euro.

Auch Bestattungen in der Natur werden immer häufiger gewünscht. Waldfriedhöfe, wie am Zentralfriedhof, boomen. „Unter einem jahrhundertealten Baum die letzte Ruhe zu finden, ist mittlerweile sehr beliebt“, weiß Pinter.Und Jürgen Sild, Chef der Bestattung Wien bestätigt: „Menschen suchen wieder die Nähe zur Natur.“ Weitere Beispiele sind Baumbestattungen im Wald der Ewigkeit (Wien Mauerbach), das Verstreuen auf Aschenwiesen (Graz und Pressburg), Almwiesenbestattungen in Salzburg, Donaubestattungen in Niederösterreich oder sogar Seebestattungen auf der Adria (www.naturbestattungen.at). Demgegenüber gelten die Monumentalgräber des Bürgertums und der Großgrundbesitzer als Auslaufmodelle. „Der Trend geht zum schlichten Begräbnis“, weiß Eduard Schreiner, Bundesinnungsmeister der Bestatter.

Skurrile letzte Wünsche

Allerdings sorgt so manch letzter Weg – selbst unter Branchenkennern – für Verwunderung. Friedhofs-Chef Pinter: „Ein japanischer Verein kaufte ein Mausoleum in der Nähe der letzten Ruhestätte Beethovens und renovierte das Grab-Juwel. Mittlerweile sind drei Japaner in Urnen beigesetzt. Die fanatischen Klassik-Freunde wollten in der Nähe ihres Idols den letzten Frieden finden.“

Die Asche Verstorbener kann auch zu Diamanten gepresst werden (ab 4860 Euro). Pro Jahr wollen etwa 80 Österreicher nach ihrem Tod in Form eines Diamanten in Erinnerung bleiben.

Und PS-Fans können ihren Leichnam mit dem Motorrad zum Grab führen lassen. Dabei liegt der Sarg auf einem Beiwagen einer tiefschwarzen Harley Davidson. Pro Jahr sterben in Österreich 76.000 Menschen.

Zwei Drittel der Österreicher (65 Prozent) besuchen um Allerheiligen die Friedhöfe. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) investieren im Schnitt 32 Euro in Grab-Dekorationen – macht in Summe 120 Millionen Euro.

Und Wiens Friedhöfe sollen umweltfreundlicher werden. „In Meidling wurden ein effizientes Heizungs-Management, moderne Wasserspar-Systeme sowie die Mülltrennung eingeführt. Bei dem Pilotprojekt konnten 75 Prozent Energie-Ersparnis erzielt werden. Das Modell wird auf weitere Friedhöfe ausgedehnt“, kündigt Friedhofs-Chef Markus Pinter an.

Dem Trend der Feuerbestattung folgend, eröffnete diese Woche der Urnen-Hain am Zentralfriedhof. Informationen und Anmeldungen unter www.friedhoefewien.at.

Zusätzlich sollen neue Kommunikationstechniken den Friedhofsbesuch erleichtern. Ab 2014 wird eine kostenlose Friedhofs-App zur Verfügung stehen. Die Suche nach dem Grab der Liebsten, oder aber auch nach einer Prominenten-Gruft, wird dadurch erleichtert.

Beim Friedhofsbesuch sollte man künftig sein Smartphone bereithalten. Geht es nach Timo Maier und Christian Paechter aus Baden-Württemberg, wird das Trauern digital: Mittels QR-Code, der auf einer Edelstahlplakette eingeprägt ist, landet man auf einer Art Facebook-Seite des Verstorbenen. „e-memoria“ heißt der Dienst, der in Deutschland gerade anläuft. Das Duo möchte nach Österreich expandieren.

Das Schlagwort „Facebook für Tote“ hat bei der Bestattermesse in Ried im Innkreis jedenfalls aufhorchen lassen. Auf der Seite gibt es ein Profilfoto, Bildergalerien und eine Pinnwand, auf der man sein Beileid mittels Kerzen-Posting bekunden kann. „So kann man die Erinnerung an den geliebten Menschen im Internet konservieren“, erklärt der Onlineunternehmer (e-memoria.de).

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