Gehälter-Check in Wien: Ein Beamter verdient mehr als die Vize-Bürgermeisterinnen

Gehälter-Check in Wien: Ein Beamter verdient mehr als die Vize-Bürgermeisterinnen
Vom großen Landeshauptmann bis zum kleinen Bezirksrat – wie viel Wiener Politiker bezahlt bekommen. Und warum ein Beamter die Vize-Bürgermeisterinnen aussticht.

Gutes politisches Personal soll auch gut bezahlt werden – dieses Credo gilt auch in der Wiener Kommunalpolitik. Ob ein Politiker dann sein Geld auch wert ist oder war, wird dann ohnedies alle fünf Jahre an der Urne entschieden.

Seit 1997 ist auch klar und transparent geregelt, wie hoch die Gehälter für die jeweiligen Funktionen im Rathaus sein dürfen. Eines gilt dabei absolut: An der Spitze der Gehaltspyramide steht immer der Wiener Bürgermeister – derzeit eben Michael Ludwig.

Der seit 2018 amtierende Floridsdorfer kommt im Jahr 2025 auf einen Bezug von 22.656,80 Euro monatlich (alle Zahlen brutto/14 Mal jährlich). Selbstredend gibt es für Ludwig nur ein Gehalt – obwohl er nicht nur Bürgermeister, sondern bekanntlich auch Landeshauptmann von Wien ist. Nicht extra erwähnt werden muss, dass für ihn auch ein Berufsverbot für Nebenbeschäftigungen existiert.

Stadtrat ≠ Stadtrat

Mit um gut 1.000 Euro pro Monat weniger (21.524,–) müssen sich seine beiden Stellvertreterinnen – Kathrin Gaál (SPÖ) und Bettina Emmerling (Neos) – begnügen. Es folgen die übrigen Mitglieder der Landesregierung – vulgo: Stadträte –, die monatlich 20.391,10 Euro kassieren.

Die viel diskutierten nicht-amtsführenden Stadträte – also Mitglieder der Regierung ohne zugewiesenes Ressort, aber mit Kontrollrechten – bekommen demgegenüber deutlich weniger: 11.328,40 Euro bedeuten nur gut die Hälfte gegenüber „echten“ Stadträten.

Minderwertigkeitskomplexe brauchen die „Stadträte ohne Portefeuille“ aber nicht bekommen, denn die Posten gelten in der Opposition als begehrt, zumal sie deutlich besser dotiert sind als einfache Gemeinderäte: Ein Sitz im Rathaus bringt nämlich „nur“ 8.609,60 Euro monatlich ein. Allerdings dürfen Abgeordnete auch einen „Brotberuf“ (oder sogar mehrere) haben, um sich das Gehalt noch aufzufetten.

Begehrt sind auch die Posten der jeweiligen Klubvorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen: Mit 15.859,80 Euro spielt man weit oben in der Gehaltsliga mit – und bekommt genauso viel wie man für den Prestigeposten als 1. Präsident des Landtages einsackelt. Dieser Sessel wird übrigens durch das Ausscheiden von Ernst Woller nach dem 27. April frei.

Einmal Bezirkskaiser sein!

Blickt man hinunter in die Ebene der Wiener Bezirke, merkt man, dass auch dort Spitzengehälter fließen. Und weiß damit, warum der Posten eines Bezirkskaisers (oder -kaiserin) so begehrt ist: 13.254,20 Euro monatlich sind nämlich ein fürstlicher Bezug. Nicht schlecht – weil mitunter mit wenig Arbeit verbunden – verdienen auch die jeweiligen Stellvertreter (nämlich 5.664,20 Euro). Am Fuße der Gehaltspyramide steht letztlich der einfache Bezirksrat, der bei 578,10 Euro Salär bestenfalls ein Zuckerl erhält.

Magistratsdirektor als Nummer 2 von Wien

Interessant ist ein Vergleich mit dem Beamtenapparat im Wiener Rathaus, zumal dort manchen nachgesagt wird, sie seien eh die heimlichen Chefs von Wien. Geld-mäßig ist diese Aussage nicht verfehlt, denn der Magistratsdirektor (derzeit Dietmar Griebler) lukriert mit 21.588,20 Euro knapp mehr als die Vizebürgermeisterinnen und ist damit die Nummer zwei von Wien. Bei den Leitern der Magistratsabteilungen hängt der Monatsbezug von mehren Faktoren ab – sollte aber nicht mehr als rund 10.000 Euro betragen.

Sie alle sorgen jedenfalls dafür, dass das Wiener Mediangehalt angehoben wird – es liegt bei 2.381,57 Euro monatlich.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Der SPÖ-Politiker Michael Ludwig (Jahrgang 1961) ist seit 2018 Wiener Bürgermeister. Aufgewachsen ist Ludwig in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Der 21. Bezirk hat seine politische Laufbahn geprägt: Der studierte Historiker startete dort 1994 als Bezirksrat. Später war er Wohnbaustadtrat unter seinem Vorgänger Michael Häupl. Ludwig gilt als scharfer Kritiker des Rechtskurses der FPÖ, insbesondere deren Bundeschef Herbert Kickl. In seiner ersten Regierungszeit koalierte er mit den Wiener Neos.

Floridsdorf, mit 44,4 km² flächenmäßig der zweitgrößte Bezirk Wiens, ist das Zuhause von 186.233 Menschen. Früher gab es hier viel Landwirtschaft, später entstanden auch Industrie- und Gewerbebetriebe. Dennoch hatte Floridsdorf immer den Ruf, ein Arbeiterbezirk zu sein. Zuletzt kam der Bezirk in die Schlagzeilen, da im Februar am Franz-Jonas-Platz ein Alkoholverbot eingeführt wurde. Bezirksvorsteher ist Georg Papai (SPÖ).

Bettina Emmerling (Jahrgang 1980) ist Neos-Politikerin. Seit dem Wechsel von Christoph Wiederkehr im Jahr 2025 in die Bundesregierung ist Emmerling Vizebürgermeisterin der Stadt Wien sowie Stadträtin für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz. Davor war die bisherige Neos-Klubchefin zehn Jahre lang Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats.

Kathrin Gaál(Jahrgang 1976) ist SPÖ-Politikerin und Vizebürgermeisterin der Stadt Wien. Zudem ist sie Stadträtin für Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen.

Die Partei NEOS steht für das Neue Österreich. Gegründet wurde sie 2012, die Parteifarbe ist Pink. NEOS gilt als eher (links-)liberale Partei der Mitte, sie vertritt hauptsächlich ein modernes, urbanes, unabhängiges Bürgertum. Wichtige Themen der NEOS sind Bildung und Transparenz. In Wien schaffte die Partei nach der Wahl 2020 den Sprung in die Stadtregierung, NEOS-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr wechselte vor Kurzem allerdings als Bildungsminister in die Bundesregierung. Spitzenkandidatin am 27. April ist daher Selma Arapovic.

SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot. 

In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.

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