Für die Pötzleinsdorfer Parksünder wird es eng, für die Bäume locker

Auf den Grünstreifen zu parken, ist in der Pötzleinsdorfer Straße illegale Praxis. Das soll sich bald ändern.
Ein großer Umbau soll das illegale Parken in der Pötzleinsdorfer Straße einstellen - und die historische Allee retten.

Zum typischen Erscheinungsbild der Pötzleinsdorfer Straße gehört etwas, das dort nicht sein sollte. Gemeint ist damit nicht etwa die Allee aus den mehr als 200 Jahre alten Linden. Aber etwas dazwischen: die dort parkenden Autos. Und diesen geht es schon bald an den Kragen.

Damit endet in der Pötzleinsdorfer Straße so etwas wie eine Tradition: Im Laufe der Jahre hat es sich eingebürgert, auf den Grünstreifen um die Bäume zu parken.

Bloß weil es Usus ist, ist das aber noch lange nicht erlaubt. Vor etwa eineinhalb Jahren begannen die Parksheriffs, die Falschparker anzuzeigen. Daraufhin bekamen die Betroffenen Hilfe – von vielleicht unerwarteter Seite: Währings grüner Bezirkschefin Silvia Nossek. 

Für die Pötzleinsdorfer Parksünder wird es eng, für die Bäume locker

Bezirkschefin Silvia Nossek in der Pötzleinsdorfer Straße. 

Sie erwirkte, dass die Strafen zurückgestellt wurden. „Ich mache den Leuten keinen Vorwurf, dass sie dort parken“, so Nossek angesichts dessen, dass die Park-Praxis jahrelang geduldet wurde.

Klar war für sie aber auch, dass es eine Lösung für das Problem braucht. 

Autos erdrücken Bäume

Und zwar nicht nur, damit die Falschparker nicht mehr gestraft werden. Sondern auch, weil die 107 Linden in der Allee unter ihnen leiden.

Da das Gewicht der Autos (immerhin 1,5 bis 2 Tonnen pro Gefährt) ständig auf die Erde in den Grünstreifen drückt, ist diese mittlerweile stark verdichtet. So sehr, dass sie kaum Wasser aufnehmen kann und die Linden unterversorgt werden.

Für die Pötzleinsdorfer Parksünder wird es eng, für die Bäume locker

Auf den Grünstreifen zu parken, ist in der Pötzleinsdorfer Straße Usus - aber nicht erlaubt. 

So manche Stämme wurden zudem von Lenkern beschädigt, die ihre Autos regelrecht zwischen die Bäume gequetscht haben. 

Mit all dem soll Schluss demnächst sein. Und deshalb will Nossek und Straße gemeinsam mit der Stadt aufwendig umbauen. 

20 Parkplätze weniger

Erstens sollen die Grünstreifen mit zu den Straßenbahnschienen in der Mitte hin vergrößert werden – indem ein Teil der Pflastersteine entfernt wird.

Abgesehen davon, dass die Baumwurzeln so mehr Raum bekommen, soll es dadurch in der Straße leiser werden. Die Autos sind dann quasi gezwungen, auf den asphaltierten Gleisen zu fahren.

Zweitens soll die verdichtete Erde in den Grünstreifen ausgetauscht werden – was sorgsame Handarbeit erfordert, damit die Wurzeln nicht beschädigt werden.

Und drittens sollen dort, wo zwischen den Bäumen genug Platz ist, Parkflächen asphaltiert werden. „Genug Platz“ heißt konkret acht Meter: fünf Meter für den Parkplatz und je eineinhalb Meter Sicherheitsabstand zum Stamm. 

In Parkplätzen gesprochen bedeutet das, dass von der Endstation der Straßenbahnlinie 41 bis zur Kreuzung mit der Scheibenbergstraße aus den rund 60 illegalen Parkplätzen um die 40 legale werden. 

Neuer Radweg

Parallel zur Rettung der Allee will Nossek ein weiteres Problem in der Pötzleinsdorfer Straße angehen. Dort gibt es keinen Radweg – und wegen des Pflasters bzw. der Gleise und der Höhenlage der Seitenstraßen auch kaum Ausweichmöglichkeiten. 

Von der 41er-Endhaltestelle bis zur Scheibenbergstraße soll daher der bestehende Gehweg auf der stadteinwärts führenden Straßenseite verbreitert und in einen gemischten Geh- und Radweg umfunktioniert werden.

Weiter bis zur Erndtgasse soll ein Radweg gebaut werden – teilweise neben der Fahrbahn und teilweise zwischen Gehweg und Baumreihe. Damit sich das ausgeht, müssen zwischen Scheibenbergstraße und Erndtgasse rund 20 Parkplätze aufgelassen werden.

Weiter Richtung Innenstadt sollen Radler dann Seitengassen nutzen. 

Grün-rot-pinke Allianz

Die Chancen dafür, dass dieses Großvorhaben umgesetzt werden kann, stehen übrigens gut. In der gestrigen Sitzung der Bezirksentwicklungskommission haben Grüne, Neos und SPÖ Zustimmung signalisiert, Mitte Dezember soll das Budget beschlossen werden.

Von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gibt es bereits eine Finanzierungszusage: Die Stadt wird von den 1,3 Millionen, die für die Sanierung der Allee anfallen, 60 Prozent bezahlen und den Radweg übernehmen.

Für die Pötzleinsdorfer Parksünder wird es eng, für die Bäume locker

Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zahlt bei dem Projekt mit. 

„Ich freue mich über das nächste große Radinfrastukturprojekt und zugleich retten wir auch die historischen Bäume in der Pötzleinsdorfer Allee“, sagt Sima. 

Geht alles nach Plan, soll spätestens im April 2022 mit den Arbeiten auf der stadteinwärts führenden Seite begonnen werden – für die Grünstreifen, die Parkplätze und den Radweg. Im Herbst sollen sie abgeschlossen sein. Stadtauswärts soll die Allee dann 2023 saniert werden. 

Und das heißt auch: Die Zeit der Toleranz für Falschparker ist dann endgültig vorbei. 

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