Freibad-Eröffnung: "Heast, da schwimmen wirklich Leute"
"Oh mein Gott, es ist so kalt", ruft Theresa – und spricht dieser Tage vielen aus der Seele. Nur, dass die Studentin aus Wien eben bei Wind und leichtem Nieselregen mit einem Köpfler ins 14 Grad kalte Wasser des Sportbeckens im Schönbrunnerbad gesprungen ist. Als erstes Freibad Österreichs hat es am Samstag die Saison eröffnet. Und mehr als 100 Hartgesottene wagten den ersten Sprung ins Wasser.
"Das Wasser ist sehr kalt", berichtet Betreiber Josef Ebenbichler, der sich über die vielen Gäste durchaus etwas wundert. Am Vormittag seien bereits rund 60 Eisschwimmer und Neopren-Testschwimmer im Pool gewesen. Auch die ersten Saisonkarten-Besitzer bezogen bereits ihre Kabinen.
Punschtrinken
Ab 14 Uhr hatte dann Student Lorenz Hinterberger via Facebook zum Eisschwimmen und Punschtrinken geladen. " Heast, da sind ja wirklich Leut’ im Wasser", ist auch er überrascht. "Ich habe gedacht, ich sitze vielleicht mit sechs Leuten da", sagt er lachend.
Weit gefehlt: Dutzende zogen ihre Bahnen und wärmten sich danach mit heißen Getränken – Après-Ski-Musik sorgte für Stimmung.
Die Stimmung war jedenfalls ganz und gar nicht frostig. Um 15 Uhr traten einige Mutige zum Wettbewerb im 100 Meter "Eisstil" an.
In den nächsten Tagen soll das Wasser deutlich wärmer werden, meint Betreiber Ebenbichler."Wenn die Lufttemperatur ab jetzt etwa 15 Grad beträgt, haben wir am Wochenende schon 20 Grad", sagt er. Einen solchen Saisonstart habe er jedenfalls in den 16 Jahren, seit er das Bad betreibt, nicht erlebt.
92 Zentimeter Schnee
Der ungewöhnliche Badestart passt zu einem Jahr, das sich bisher durch Wetterextreme ausgezeichnet hat: 92 Zentimeter Neuschnee in Mariazell (Steiermark) und 86 Zentimeter in Lunz am See (NÖ) – so viel Schnee gab es im April noch nie. In Wien war der Schneefall am 19. April der späteste seit 20 Jahren. Auch bei den Tiefstwerten schlägt der heurige April die bisherigen Allzeitrekorde. Nach dem kältesten Jänner seit 30 Jahren war der März laut Wetterdienst UBIMET der wärmste aller Zeiten.
Dadurch habe die Blüte vieler Pflanzen früher als normal begonnen, sagt UBIMET-Meteorologe Josef Lukas. Der Spätfrost der vergangenen Tage habe Obst- und Weinkulturen geschädigt. Auch in Zukunft müsse man sich aufgrund der Klimaerwärmung viel häufiger auf höhere Temperaturen im Winter oder zeitig im Frühjahr sowie auf weitere Wetterextreme einstellen, wodurch die "Chancen auf große (Frost-)Schäden deutlich ansteigen", erklärt Lukas auf Basis der Daten.
Dass Weihnachten zuletzt wärmer als Ostern war, könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Österreicher künftig wohl flexibler auf Wetterextreme reagieren müssen.
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