Frauenstiftung Wien gestartet: Welche Frauen unterstützt werden
            
            „Ich wusste immer, dass ich mehr kann“, sagt Danijela Gajic. „Jetzt habe ich die Chance bekommen, unabhängig und für meine Kinder ein Vorbild zu sein.“ Die 44-jährige alleinerziehende Mutter von drei Kindern ist eine von derzeit 26 Frauen, die im Zuge des Pilotprojekts „Frauenstiftung Wien“ von waff (Wiener Arbeitnehmer*innen Fonds) und AMS Wien unterstützt werden.
Im August wurde es aus der Taufe gehoben und soll Frauen ohne Berufsausbildung helfen, neu oder wieder durchzustarten. Die Frauenstiftung ist vorerst für ein Jahr anberaumt, 100 Frauen, vorrangig nach familienbedingter Berufsunterbrechung wegen Betreuungspflichten, erhalten eine kostenlose Ausbildung, neben dem Arbeitslosengeld einen Ausbildungszuschuss und Hilfe bei der Bewerbung und Jobsuche nach der Ausbildung.
600 Interessentinnen hätten sich bereits gemeldet, sagt waff-Geschäftsführer Marko Miloradović. Viele würden aber nicht die Voraussetzungen erfüllen, etwa müssten sie Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Man habe die Frauen aber über andere passende Angebote des waff beraten.
Vorbildwirkung
Gajic macht nun die Ausbildung zur Medienfachfrau. Am Montag sitzt sie aber nicht im Kurs, sondern im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der seinen politischen Schwerpunkt im Herbst auf Wirtschaft und insbesondere Frauen am Arbeitsmarkt gelegt hat.
„Sie sind ein Vorbild für andere Frauen“, sagt Ludwig zu Gajic und ihren zwei Sitznachbarinnen. Die gebürtige Chinesin Hui Yuan ist mit ihrer Tochter nach Wien gekommen, damit diese hier an der Uni Kunst studieren kann, selbst will sie sich zur Kindergartenassistentin ausbilden lassen. „Vor zwei Wochen habe ich den Deutschkurs auf B2-Niveau geschafft“, erzählt sie stolz. „Für eine Chinesin in meinem Alter ist das Deutschlernen nicht einfach.“
Die dritte im Bunde ist die 31-jährige Batout Turkmani. Sie ist seit neun Jahren in Österreich, zuvor hat sie in Syrien eine Ausbildung zur Buchhalterin begonnen, musste diese aber aufgrund des Krieges abbrechen. Jetzt startet sie ihre Ausbildung als Personalverrechnerin. Auch sie möchte ein Vorbild für ihre Kinder sein. „Sie sollen sehen, dass ihre Mutter das schafft.“ Von ihrem Mann, einem IT-Ingenieur, wird sie bei ihrem Weg sehr unterstützt. „Er hat mich sogar angemeldet“, erzählt sie.
Arbeitslosigkeitsrisiko
Für die Stiftung gibt es von allen dreien lobende Worte und Dankbarkeit. „Ich glaube, so etwas gibt es in ganz Europa nicht“, sagt Gajic.
Das will Ludwig so nicht bestätigen, aber „Vorreiter sind wir in jedem Fall“. Der Bürgermeister zeigt sich von den Biografien der Frauen beeindruckt – selbst wurde er auch von seiner alleinerziehenden Mutter geprägt. „Sie war Arbeiterin in einer Fabrik und putzte im Wirtshaus, am Abend haben wir gemeinsam die Hausarbeit erledigt“, wie Ludwig dem KURIER erzählt. „Darum habe ich mich auch der Arbeiterbewegung angeschlossen.“ Sie ist vermutlich auch ein Mitgrund, warum er gern betont, dass Wien eine „Stadt der Frauen“ ist, wo unter anderem mit dem Gratis-Kindergarten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert werde.
Doch auch in dieser gibt es noch Luft nach oben. Im Juli waren 67.166 Frauen in Wien arbeitslos, eine Steigerung von 8,4 Prozent. Und: 42 Prozent der Frauen haben nur einen Pflichtschulabschluss, was ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko bedingt.
Die Stiftung ist nun ein Instrument, um das zu ändern – damit weitere Frauen den drei Pionierinnen folgen können.
Kommentare