Der neue Franz-Josefs-Bahnhof: Fertigstellung für 2024 geplant
Viel sieht man derzeit noch nicht. Nur die Bauzäune und die Kräne, die das Großprojekt Franz-Josefs-Bahnhof stemmen. Ein paar kaputte oder fehlende Glasscheiben auf der Außenfassade und im Inneren hängen die Kabel noch lose von der Decke. Der ursprüngliche Zeitplan – im Juli 2023 wollte man fertig sein – wird wohl nicht mehr zu halten sein. Mittlerweile ist die Rede von 2024.
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Teilerfolge lassen sich aber bereits verzeichnen. Zumindest im Inneren geht schon einiges voran. Folgt man dem dunklen, engen Gang mit den losen Kabeln bis zu den Bahnsteigen, eröffnet sich eine andere Welt.
Im Inneren wird noch gebaut
Kabel hängen von der Decke
Erst im Mai wurde dieser Bereich eröffnet und die fünf erneuerten Bahnsteige präsentiert. Auf ganze 55 Zentimeter wurden sie angehoben. Für die Barrierefreiheit, wie Julia Krutzler, Sprecherin der ÖBB, erklärt. „Jetzt kann man auch mit Rollstühlen und Kinderwägen ganz einfach in die Züge einsteigen.“
Dazugekommen sind auch zwei Ausgänge: Einer bei der „Nordbergstraße“ und einer bei der „Althanstraße“.
Kein Kaisertitel mehr
Die Weichen und sechs Kilometer Gleise konnten ebenfalls modernisiert werden. Damit haben die Wienerinnen und Wiener die Einschränkungen aufgrund der Gleisbauarbeiten endgültig hinter sich gebracht. Neue sind derzeit nämlich nicht geplant, berichten die ÖBB.
Ebenfalls fertig sind die Wandverkleidungen und der neue Boden. Ein taktiles Leitsystem und eine barrierefreie Toilette stehen zur Verfügung. Und nicht zu vergessen: die neuen Sitzgelegenheiten und Mülleimer auf den Bahnsteigen.
Geschichtsträchtiger Boden
Ein rundum neuer Look für den nicht mehr so neuen Bahnhof also. Ganze 45 Jahre – seit 1978 – gibt es das Gebäude in seiner heutigen Form. Den Bahnhof aber schon deutlich länger: Im Jahr 1872, damals noch als Kaiser-Franz-Josefs-Bahnhof (siehe Infobox unten). Den Kaisertitel aber verlor er dann 1918.
Geschichte
Der erste Bahnhof wurde an dieser Stelle 1872 errichtet. Als Kaiser-Franz-Josefs-Bahnhof. Das aktuelle Gebäude steht seit 1978.
Bauarbeiten
Die Bahnsteige und Gleise sind bereits fertiggestellt worden. Der Rest soll 2024 folgen.
55 Millionen
Euro betragen die Kosten des Projekts laut ÖBB. Das „Althan Quartier“ ist darin nicht enthalten.
Verlieren soll der Bahnhof auch seinen schlechten Ruf. Die besten Jahre des (nicht mehr) kaiserlichen Bahnhofes sind längst vorbei, sollen aber bald zurückkehren. Zumindest wenn es nach den Plänen des Immobilienentwicklers 6B47 geht. Der plant – und baut derzeit – das „Althan Quartier“, ein neues innerstädtisches Viertel.
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Zum Bleiben einladen
Dafür wird der Kopfbau des Bahnhofes, in dem lange Zeit die Bank Austria untergebracht war, bis auf das Stahlbetonskelett rückgebaut und erneuert. Mithilfe von Kränen und Bauzäunen.
„Das Gebäude lag in dem Viertel wie ein alter Wal“, sagt Katharina Rathammer von 6B47. „Jetzt wollen wir eine Durchwegung schaffen.“ Sprich: Das Gebäude soll künftig nicht nur Zugfahrende anlocken, die schnell wieder weg sind, sondern auch Menschen, die bleiben.
Dafür sollen auf den 44.000 Quadratmetern nicht nur Büros, sondern auch Geschäfte und Gastronomie entstehen, sagt Rathammer. Und auch die Treppen am Haupteingang mussten weichen: Hier wird es öffentlich zugänglichen Raum geben.
Vorplatz wird umgestaltet
Apropos: Öffentlicher Raum wird auch von den Anrainerinnen und Anrainern gewünscht. Der Julius-Tandler-Platz vor dem Franz-Josefs-Bahnhof soll deshalb ebenfalls umgestaltet werden, berichtet die Stadt. Nach einer Bürgerbeteiligung sei nun die Planung ausgeschrieben worden.
So soll es künftig mehr Grün, mehr Sitzmöglichkeiten und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geben. Nur so könne der „Bahnhofsvorplatz zu einem lebenswerten Grätzelzentrum werden, sagt Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ).
Bis dahin wird es aber noch ein wenig dauern. Zunächst werden die Kräne und Bauzäune verschwinden, damit im kommenden Jahr die Bahnhofshalle eröffnet werden kann.
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