Von April bis Juni war sie gemeinsam mit Kurator Peter Stuiber in der Stadt unterwegs. In dieser Zeit konnten sie die ganze Bandbreite der Corona-Maßnahmen erleben. Vom Lockdown bis zu den Lockerungen – und dem (damaligen) Ende der Maskenpflicht.
„Beim ersten Termin kamen wir mit Maske, Handschuhen und Selfie Stick“, erinnert sich die Fotografin. „Wir haben uns in einem Hinterhof getroffen, weil man sich eigentlich gar nicht richtig treffen durfte.“ Zuletzt habe sie gemerkt, wie die Angst der Menschen nachgelassen habe.
Überhaupt, die Menschen: Zehn Frauen und acht Männer („Das war mir sehr wichtig“) – quer durch alle Gesellschaftsschichten – wurden von Grethen fotografiert und von Stuiber interviewt.
Von der Ärztin, die selbst mit Corona infiziert war, über einen Sanitäter, eine Verkäuferin bis hin zu einer Flüchtlingsfamilie und einem Polizisten – sie alle berichteten darüber, wie es ihnen mit den Maßnahmen gegangen ist, ob sie sich bedroht gefühlt haben, und welchen Einfluss Corona auf ihr Leben hat.
„Bei einer Aktivistin, die stark in der Black-Lives-Matter- Bewegung involviert ist, ging es darum, wie man in diesen Zeiten zu Demonstrationen gehen kann. Sie hat gesagt, sie hat keine andere Wahl“, erzählt die Fotografin.
Ein Lehrer der AHS Albertgasse berichtete, wie ihn die Schulschließung Ende Februar geprägt hat. „Bei vielen war auch die Frage, ob sie arbeiten gehen. Für unsere porträtierte Busfahrerin aber auch die Verkäuferin, war klar, sie gehen weiter arbeiten.“
Das Fotografieren selbst war für Grethen ungewohnt. „Wie kann man Menschen porträtieren, wenn man ihr Gesicht nicht sieht?“ Deshalb wurden die Bilder frontal aufgenommen.
Seit Juni wird die Ausstellung nun vorbereitet. Der Bauzaun am Karlsplatz ist bereits knallrot angemalt, Anfang nächster Woche werden die Bilder aufgehängt, erzählt Produktionsleiterin Karina Karadensky. Die Fotos sowie die Erzählungen der Porträtierten werden kostenlos zu besichtigen sein.
Einer gewissen Ironie entbehrt es übrigens nicht, dass zuletzt im benachbarten Resselpark Demos von Gegnern der Corona-Maßnahmen und der Schutzmasken stattfanden. Ob man Vandalismus fürchtet? „Man wird sehen, wie das angenommen wird. Wir hoffen, dass es Respekt vor den Kunstwerken und den porträtierten Menschen gibt“, sagt Karadensky.
Das Projekt hat jedenfalls niemanden aus dem Team kalt gelassen. Viele Geschichten waren bewegend.
Etwa jene des Augustin-Verkäufers, der zwei Wochen in einem Obdachlosenheim in Quarantäne war und dem zudem seine Habseligkeiten gestohlen wurden. „Das setzt vieles in Relation“, sagt Karadensky. Homeoffice zum Beispiel.
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