Förderstopp für Anlaufstelle

Informationsabend: Projektleiter Andreas Oechsner (Mitte) informiert seine Kunden über den wenig erfreulichen Stand der Dinge.
Behindertenzentrum: An der "persönlichen Assistenz" entbrannte ein Streit zwischen einem Beratungszentrum und dem Fonds Soziales Wien.

Die Verunsicherung ist groß. Mehr als 40 Menschen haben sich dieser Tage im Wiener Zentrum für Kompetenzen (ZfK), einer Beratungsstelle für behinderte Menschen, versammelt, um sich über den Stand der Dinge zu informieren: Sperrt der heimelige, vielbesuchte Treffpunkt in der Wassergasse wirklich zu, weil von der Stadt Wien der Geldhahn abgedreht wird?

160.000 Euro hat das ZfK jährlich an Subvention bekommen, und es wurden damit unter anderem 1500 Beratungen durchgeführt. Das Verhältnis mit dem Geldgeber, dem Fonds Soziales Wien (FSW), war dabei nie friktionsfrei. Projektleiter Andreas Oechsner führt die Spannungen darauf zurück, dass er und seine Mitarbeiter für eine Systemänderung eintreten: "Wir pochen auf das Recht auf persönliche Assistenz, wie es in der UN-Konvention über die Rechte von Behinderten festgeschrieben ist. Wer das will, wird von uns dahingehend beraten." Diese Philosophie wurde auch mit Demonstrationen und Flugblättern untermauert. Tenor: "Die Stadt Wien behindert mich." Oechsner: "Für uns steht der Lebensentwurf des Menschen im Mittelpunkt, und nicht der diagnostische Blick. Wir setzen diese Philosophie um, und das tut weh."

Hoffnungen

Dem gegenüber stand immer der Vorwurf des Fonds Soziales Wien, die Leute würden in die persönliche Assistenz gedrängt. "Hier wurde auf dem Rücken der Betroffenen Lobbying gemacht", sagt Iraides Franz, Pressesprecherin des FSW, "man hat Menschen, die die Förderkriterien nicht erfüllen, unnötig Hoffnungen gemacht".

Entbrannt ist der Streit bereits 2010, wo dem ZfK eine hohe Personalfluktuation und mangelhaftes Berichtswesen vorgeworfen wurde. "Da haben wir sofort reagiert", sagt Oechsner, "und wir haben das abgestellt." Das bestätigt dem KURIER gegenüber auch der FSW: 2011 wurden die Bücher des Vereins geprüft und für in Ordnung befunden. Oechsner: "Wir dachten, von inhaltlichen Differenzen abgesehen, passt es jetzt." Doch nach einer unglücklich verlaufenen Beratung hieß es dann vonseiten des FSW, das Vertrauen zur Beratungsstelle sei endgültig dahin.

Nun wurde dem ZfK das Angebot unterbreitet, nur noch eine eingeschränkte Zielgruppe zu beraten – bei Halbierung der Fördersumme. Und: Beratung zum Thema "Pflegegeldergänzung für Persönliche Assistenz" wird ausdrücklich untersagt. „Darauf konnten wir nicht eingehen“, sagt Oechsner, "weil wir damit unsere Kernkompetenz verlieren."

Mittlerweile ist Oechsner arbeitslos und seine Stellvertreterin in Bildungskarenz, um die laufenden Kosten möglichst gering zu halten. Oechsner will jetzt Sponsoren aufstellen und andere Finanzierungswege ausloten. Die Zukunft der Einrichtung bleibt aber ungewiss.

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