Schnitzeljagd für Stadtkinder

Schnitzeljagd für Stadtkinder
Drei Spieler haben einen Raum und 60 Minuten Zeit, um den rettenden Code zu knacken.

Rumms – die Tür ist zu. Lisa, Philipp und Fries sind eingesperrt. Der Raum ist spärlich möbliert, im Glaskasten befinden sich in Blut getränkte Fetzen, aus den Lautsprechern tönen leise Schreie. Der einzige Weg aus dem modrigen Kellerraum: den Code knacken. Doch dafür bleiben genau 60 Minuten Zeit.

Was sich wie die Szene aus einem Horrorfilm anhört – und sich für Lisa, Philipp und Fries auch so anfühlen soll – nennt sich „Exit the Room“ und ist die Realisierung eines Internet-Spiels. In einer Altbauwohnung am Hernalser Gürtel (8. Bezirk), sind es Menschen anstatt Spielcharaktere, die Rätsel lösen und Vorhängeschlösser öffnen müssen.

Schnitzeljagd für Stadtkinder

Der „Madness Raum“, so die Rahmengeschichte, ist das Untergeschoß einer psychiatrischen Anstalt, aus dem die Teilnehmer fliehen müssen, bevor sie von Betäubungskugeln getroffen werden. Die drei Teilnehmer machen sich also ans Entdecken: Gegenstände werden umgedreht, Bilder angestarrt. Überall sehen die drei Rätsel und geheime Botschaften – oftmals dort, wo gar keine sind. Irgendwie haben sie sich die Spurensuche einfacher vorgestellt. Unkoordiniert suchen sie den Raum ab, immer ein Auge auf die großen roten Ziffern an der Wand: Noch 48 Minuten.

Ungarischer Erfinder

Die Idee, ein Computerspiel in die Realität umzusetzen, hat sich der 28-jährige Ungar Gábor Rétfalvi einfallen lassen. In seiner Heimatstadt wollte er PC-Spieler aus ihren Zimmern locken und Menschen eine Erfahrung bieten, die sie im Alltag sonst nicht finden. Die unbenutzten Bunker in Budapest haben sich dafür bestens geeignet. Mittlerweile gibt es in der ungarischen Hauptstadt rund 70 Spielstätten. Touristen reisen extra deswegen an.

Schnitzeljagd für Stadtkinder
In Wien kann man das Spiel seit Juni spielen. Drei verschiedene Spiel-Varianten stehen den Tüftlern zur Verfügung. Entweder die Rätsel der verrückten Professoren lösen, logisch denken im „Mind-Blogging“ oder ähnlich einem Geheimagenten eine Bombe entschärfen. Neben München ist Wien die einzige Stadt außerhalb von Ungarn, in der „Exit the Room“ gespielt werden kann. Eine Expansion nach Italien und Frankreich ist in Planung. Auch inBerlin sollen „Flucht-Räume“ entstehen.

Zurück zu den Spielern in Wien: 20 Minuten bleiben den dreien noch. Zwei der insgesamt fünf Joker haben die Teilnehmer bis dato verbraucht. Denn während des gesamten Spiels stehen die Schnitzeljäger mit dem Spielleiter in Verbindung, der den Ablauf über einen Monitor verfolgt. Fünf Mal haben die Spieler die Möglichkeit, einen Joker einzulösen und sich einen Tipp geben zu lassen. Lisa glaubt, die Lösung zu haben und gibt die Kombination ein – doch die Tür bleibt verschlossen.

Noch 15 Minuten.

Exit the Room. Für 2–5 Spieler, ab 15 Euro, 8., Hernalser Gürtel 20, 01/9614685, www.exittheroom.com

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