Engpässe bei Berufsreifeprüfung

Haben große Sorge, nicht so bald einen Termin für ihre Berufsreifeprüfung zu bekommen: Benjamin Kremnitzmüller, Tamara Ivicic, Metin Jenen und Tatjana Jovic (von li.)
2017 kommt eine neue Prüfungsordnung. Die Schüler bangen um ihren Abschluss.

Freitagmittag in einem Schulraum in der Dr. Roland Maturaschule in Wien-Neubau. Ratlos blickt die 22-jährige Tamara Ivicic in die Gesichter von vier weiteren Maturaschulkollegen. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagt sie.

Engpässe bei Berufsreifeprüfung
dr roland
Gerade als ein wenig Ruhe rund um dieZentralmatura einkehrt, taucht offenbar das nächste Problem am Horizont auf. Diesmal betrifft es die Kandidaten der Berufsreifeprüfung. Ab Frühjahr 2017 soll diese ebenfalls standardisiert geprüft werden. Doch das wird nun zur logistischen Herausforderung.

Zur Erklärung: Die Berufsreifeprüfung kann nach einer dreijährigen berufsbildenden Schule oder einem Lehrabschluss absolviert werden und entspricht einer vollwertigen Matura.

Vorbereitungskurse gibt es in Erwachsenenbildungsinstitutionen (Dr. Roland, Rampitsch, VHS, BFI, WIFI) oder bei Schulen für Berufstätige. Die Prüfung besteht aus vier Teilprüfungen (Deutsch, Englisch, Mathematik und ein Fachbereich); eine davon muss an einer öffentlich rechtlichen Schule abgelegt werden.

Kommt die standardisierte Berufsreifeprüfung, würde das ein Plus von rund 3500 Prüflingen am Zentralmatura-Prüfungstag in den öffentlichen Schulen bedeuten. Und das, fürchtet etwa Maturaschulen-Leiter Matthias Roland, kann sich personal- und platztechnisch "nie und nimmer ausgehen". Vor allem in Wien, wo die meisten Berufsreifeprüfungen abgenommen werden. Im vergangenen Jahr waren es 3013.

Hintangestellt

Engpässe bei Berufsreifeprüfung
Interview mit Matthias Roland von der Maturaschule Dr. Roland in der Neubaugasse. Wien, 20.03.2015.
Rolands große Sorge ist, dass die Kandidaten von den Berufsreifeprüfungskursen hinten angestellt und von den Schulen auf spätere Termine vertröstet werden.

So erleben es aktuell fünf Schüler, die der KURIER am Freitag getroffen hat. Sie alle wollten im Wintersemester 2017 zu studieren beginnen; sie alle haben derzeit große Sorge, dass sie nicht rechtzeitig einen Prüfungstermin zugewiesen bekommen.

"Überall heißt es, dass die Plätze für die eigenen Schüler reserviert sind. In einer HAK im zehnten Bezirk haben sie mir gesagt, die nächsten freien Plätze gibt es 2018", meint Tamara Ivicic. Tatjana Jovic, eine weitere Kursbesucherin, ergänzt: "Es gibt so wenig Information. Die Schulen sagen alle etwas anderes." Und eine weitere Kollegin, Leyla Eryigit, meint: "Wir sind die ersten bei der Berufsreifeprüfungs-Zentralmatura und deshalb die Opfer. Das ist unfair!"

Keine Lösungsansätze

Genau solche Szenarien hat Roland befürchtet. "Wir haben seit Jahren auf die Situation aufmerksam gemacht. Aber niemand hat reagiert."

Im Ministerium sieht man keinen Grund zur Beunruhigung. Es gebe regelmäßige Treffen, bei denen die Thematik erörtert werden soll.

So ein Treffen fand auch gestern, Freitag, statt. Matthias Roland ist aber mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. "Es gibt keine wirklichen Lösungsansätze." Lediglich eine Hotline für Schüler, die keinen Prüfungstermin finden, soll nun eingerichtet werden.

Tamara Ivicic und die anderen Kursteilnehmer hoffen, dass sie diese nicht in Anspruch nehmen müssen.

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