Mit dem historischen, von den ÖBB nicht mehr benötigten Bahnhofsgebäude auf dem Bahnhofplatz erinnert sie an die Bauern aus dem nahen Weinviertel, die einst mit der Eisenbahn in die Stadt gekommen sind, um in Wien ihre Ernte an die Menschen zu bringen.
Auf Info-Tafeln ist die Geschichte der Stammersdorfer Lokalbahn gut beschrieben. Ein kurzes Stück Schiene, ein Wagenrad und ein Eisenbahnsignal markieren auch den Beginn des Dampflok-Radwegs, der zumindest bis zum Weinort Bockfließ dem alten Streckenverlauf folgt.
Wer nach der Anreise eine Stärkung benötigt, wird beim Würstelstand am Eck gut und freundlich bedient. Inhaber Luka stammt aus Dalmatien, lebt aber schon seit 40 Jahren in Wien. Seit 25 Jahren verkauft er Hotdogs (die kosten aktuell 4 Euro) und „Buwus“ (das Burenwürstel für 5 Euro).
Wien 21 zieht Luka dem Leben am Meer vor. Wegen des deutlich höheren Lebensstandards, wie er anmerkt. Auch wenn die Zeiten für die Gastronomie nicht leichter geworden sind: „Was ich vor ein paar Jahren hier in einer Woche verdient habe, das verdiene ich jetzt in zwei.“
Ein Foto von sich will der Fast-Food-Gastronom nicht unbedingt in der Zeitung sehen. Zu seinem Alter sagt er mit einem Augenzwinkern: „Gute 60, würde man bei uns in Kroatien sagen.“
Wer keine heiße Wurst essen möchte, findet im Bio-Laden im Haus dahinter womöglich eine Alternative. Annekatrin und Ena, die beiden „Naturgreißlerinnen“, kredenzen Kaffee, Tee, Kuchen, auch Suppen und Eintopf.
Wer aus dem alten Heurigenort etwas mitnehmen möchte, dem geben sie Kartoffel, Knofel und Traubensaft vom nahe gelegenen Biohof Nr. 5 mit auf den Heimweg. Seit zehn Jahren bieten die beiden Frauen ihre Köstlichkeiten an. „Nach unserem Wissen sind wir zurzeit der einzige Naturkostladen in Floridsdorf.“
Wer kurzfristig Blumen benötigt, erhält sie nebenan, auch ein Haarschnitt vom Coiffeur ums Eck könnte an den Besuch der Endstation in Stammersdorf erinnern.
Apropos ums Eck: Ums andere Eck starten der Stadtwanderweg Nr. 5 hinauf zum Bisamberg und der ebenso beliebte Heurigenpfad. Fein zum Ansehen sind dort all die niedrigen Häuser mit den lang gezogenen Höfen dahinter, die daran erinnern, dass Stammersdorf bis 1938 ein Weinviertler Dorf war, vor den Toren des Wiens.
Heiter heimwärts
Teil der Haltestelle ist auch eine modern ausgestattete öffentliche Bedürfnisanstalt. Außerdem ein Bankomat und eine nicht unwesentliche Hinweistafel, welche Heurige in Stammersdorf aktuell „ausg’steckt“ haben. Die Weintraube auf den Hängen des Bisambergs ist auch ein wesentliches Argument für einen Tramway-Ausflug nach Stammersdorf.
Die Wirkung des vergorenen Traubensafts ist abends auch bei der Heimfahrt Richtung Stadt erkennbar. Wenn der „Brünnerstrassler“ auf der Brünner Straße seine volle Wirkung entfaltet, kann es schon vorkommen, dass es in der Bim etwas lauter wird.
Auch die Märkte rechts und links der Straße, die Unmengen an Autos und der viele Asphalt wirken jetzt, im nunmehr leicht übererfrischten Zustand, nicht mehr so öde wie bei der Hinfahrt.
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