Eisige Crêpes zum Dahinschmelzen

Am liebsten geht Gerti Drassl ins „Café der Provinz“
"Liebe Möglicherweise" heißt der neue Film mit Gerti Drassl. Definitiv verliebt ist sie ins Café der Provinz.

Die Kombination könnte treffender nicht sein. Ein Kinofilm, der verschiedene Menschenschicksale in der Großstadt miteinander verwebt, verknüpft auch die zwei Leidenschaften der Schauspielerin Gerti Drassl. Nämlich Film und Theater.

Denn die Premiere dieses neuen Films – "Liebe Möglicherweise" – findet ausgerechnet im Theater in der Josefstadt statt. Jenem Schauspielhaus, in dem Gerti Drassl seit 15 Jahren auftritt und in dem sie derzeit auch in der Uraufführung von Ödön von Horváths "Niemand" zu sehen ist.

Ein Grätzel ...

Nur einen Steinwurf vom Theater entfernt, hat der KURIER die 38-Jährige vor der Premiere getroffen. In ihrem Lieblingslokal, dem gemütlichen "Café der Provinz".

Eisige Crêpes zum Dahinschmelzen
Das "Café der Provinz" in der Maria-Treu-Gasse am 28.10.2016 in Wien-Josefstadt.
Am 1. Jänner 2002 – also zeitgleich mit der Euro-Einführung – eröffnete der Physiotherapeut Herwig Walch nach dreijährigem Aufenthalt in Bordeaux sein erstes Lokal in der Wiener Maria-Treu-Gasse – mit Holztischchen, Bücherregal und einem Piano. Serviert werden herzhafte Galettes und süße Crêpes. Eine süße Variante hat Gerti Drassl soeben bestellt: Die Crêpe aux Glaces mit zwei Kugeln Eis, Obst und Schokosauce. Denn egal, wie kalt es draußen ist, Eis geht einfach immer.

Auch Herwig Walch verbindet in seinem Lokal Gegensätze miteinander.

Einerseits kulinarisch, denn die französischen Crêpes werden auch mit typisch österreichischen Zutaten, wie Lachsforelle oder Verhackertes, gefüllt.

Und andererseits regional, denn Walch, ein gebürtiger Grieskirchner, hat sich – zumindest mit dem Namen – ein bisschen Provinz mit in die Großstadt genommen.

... in der Großstadt

Die Großstadtmenschen aus "Liebe Möglicherweise" und ihre Schwierigkeiten, miteinander zu kommunizieren, haben Gerti Drassl schon vor mehreren Jahren fasziniert. Sie hatte das Glück, das Drehbuch von Regisseur und Autor Michael Kreihsl früh lesen zu dürfen. Und ihr war sofort klar, dass sie gern Teil dieser Welt sein würde.

Da ist der Familienvater, der in eine Midlife-Crisis schlittert und ein Auge auf die faszinierende Geliebte seines Freundes wirft.

Seine Frau, eine Ärztin, die von ihm enttäuscht ist und gerne etwas mit seinem Freund anfangen würde.

Ihr Patient, ein 14-jähriger Teenager, der nach einem Unfall im Koma liegt.

Die Mutter – sie wird von Drassl gespielt –, die um das Leben ihres Sohnes bangt und von einem fremden Mann unvermutet Unterstützung bekommt.

Und nicht zuletzt die angesprochene Geliebte, eine Schauspielerin, die zwischen zwei Männern steht.

Apropos Schauspielerei. Dazu ist Drassl übers Ballett gekommen. Ihre Lehrerin erkannte ihre Begeisterung zur Darstellung und baute immer wieder kleine Choreografien ein. Nach 13 Jahren Relevé und Plié tauschte die gebürtige Südtirolerin dann die Ballettschuhe gegen die Bretter, die die Welt bedeuten, und ging ans Max-Reinhardt-Seminar.

Heute tanzt sie nur noch auf Partys. Erst kürzlich bei einer Feier mit einer TV-Crew. Zwischen Kinopremieren und Theatervorführungen steht Drassl nämlich noch für die dritte Staffel Vorstadtweiber vor der Kamera. Aller guten Dinge sind eben doch drei.

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