Einigung beim Lamarr: KURIER lüftet Geheimnis um neuen Dachgarten
Ohne öffentlich zugängliche Dachterrasse gibt es keine Baugenehmigung: Die Stadt Wien hat in den vergangenen Monaten keinen Zweifel gelassen, dass die Umbauten beim Lamarr-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße auch mit dem neuen Eigentümer an eine unverhandelbare Bedingung geknüpft sind.
Nur wenn der bereits mit René Benko ausgehandelte Servitutsvertrag übernommen wird, kann das neue Nutzungskonzept mit Wohnungen (statt dem ursprünglich geplanten Luxus-Kaufhaus) umgesetzt werden. Allerdings gab es da ein kleines Problem: Der besagte Servitutsvertrag wurde nie unterzeichnet.
Das wurde nun vor Kurzem nachgeholt: Wie dem KURIER von der MA 69 (Immobilienmanagement der Stadt Wien) bestätigt wird, wurden die entspechenden Vertragsverhandlungen mit der "MH 10-18 Liegenschaft GmbH" von Georg Stumpf abgeschlossen und der Vertrag bereits im zuständigen Gemeinderatsausschuss für Wohnen (einstimmig) beschlossen.
Dem KURIER liegt der 6-seitige Servitutsvertrag vor, womit das große Geheimnis der bisher unter Verschluss gehaltenen Nutzungsbedingungen für die Dachterasse gelüftet werden kann:
- Der Dachpark befindet sich im hinteren Bereich des Objekts an der Karl-Schweighofer-Gasse oberhalb des 6. Stockes und wird exakt 950,32 Quadratmeter groß werden – dies entspricht etwa dem Viertel eines Fußballfeldes.
- Die Terrasse wird von "jedermann" täglich von 8 bis 20 Uhr (Oktober bis März) bzw. 8 bis 21.30 Uhr (April bis September) nutzbar sein.
- Die freien Zutrittsmöglichkeiten gelten logischerweise auch für den Lift und den ebenerdigen Zugang.
- Besucher-Beschränkungen sind "grundsätzlich unzulässig", wobei festgehalten ist, dass der Park derart auszuführen sei, dass die "gleichzeitige Anwesenheit von mindestens 200 Personen gewährleistet ist".
- Für "Errichtung, Instandhaltung und Instandsetzung" ist ausschließlich der Gebäudeeigentümer zuständig (bei einem Verkauf der jeweilige Rechtsnachfolger).
- Ausdrücklich festgehalten ist, dass eine allfällige Namensgebung des Parks "in Abstimmung mit der Bezirksvorstehung des 7. Bezirks" zu erfolgen hat.
- Einer der wichtigsten Punkte für die Stadt Wien war immer, dass kein Konsumzwang besteht. Zusätzlich hält der Vertrag aber auch fest, dass "weder Verkaufsstände noch gastronomische Einrichtungen" errichtet werden dürfen. Lediglich 20 Quadratmeter Bodenfläche dürfen für Tische und Stühle für Speis und Trank ausgestaltet werden.
- Verboten sind zudem "Veranstaltungen, welcher Art auch immer" – jedenfalls während der Zeiten der öffentlichen Zugänglichkeit.
- Temporäre Sperren sind etwa bei Reingungsarbeiten oder Glatteis zulässig.
- Für Schäden durch Besucher haftet die Stadt Wien nicht, allerdings gelten auch für Besucher Regeln – nämlich die Wiener Grünanlagenverordnung. Bei Verstößen können Einschränkungen erfolgen.
- Diese öffentliche Nutzung ("Dienstbarkeit") erfolgt zudem für die Stadt "unentgeltlich"; allerdings wurde im Verfahrensakt ein (fiktives) Servitutsentgelt in Höhe von 789.000 Euro ermittelt, das freilich nicht ausgezahlt wird.
Laut MA 69 erfolgt am 16. Dezember, in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres, der endgültige Beschluss. Mit grünem Licht für den Umbau wird dann im neuen Jahr gerechnet.
Der Teilabriss des Rohbaus ist fast beendet.
Der Teilabriss des Lamarr-Rohbaus hat im Sommer begonnen und ist mittlerweile fast vollständig abgeschlossen. Am Bauplatz des früheren Leiner-Kaufhauses soll es nunmehr Verkaufsflächen nur noch auf den unteren drei Etagen und Wohnungen vom 2. bis zum 8. Stock geben.
Das geplante Hotel befindet sich im hinteren Gebäudeteil (wo auch besagte Dachterrasse situiert ist). Investor Stumpf hatte den Rohbau um rund 100 Millionen Euro aus der Signa-Konkursmasse gekauft. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts ist für Anfang 2028 vorgesehen.
Kommentare