Eine Wohnung steht Kopf

zum einmaligen Abdruck im "Kurier" bei Artikel von Anna-Maria Bauer über Parasolia.
Die Wiener Künstlerin Parasolia hat ihre Wohnung in eine bunte Wunderwelt verwandelt.

Trinken kann man aus dem Glas, das auf Parasolias Esstisch steht, nicht. Das Wasser würde einfach ausrinnen. Der Tisch hängt nämlich von der Decke. Ebenso wie ein Flamingo, ein Staubsauger oder ein Puzzle. Und das ist nicht das einzig Außergewöhnliche an der Wohnung der Künstlerin im 2. Bezirk.

Eine Wohnung steht Kopf
zum einmaligen Abdruck im "Kurier" bei Artikel von Anna-Maria Bauer über Parasolia.
Die grüne Blumenwiese, die als Fußabstreifer dient, ist das erste Vorgeschmack auf die bunte Wunderwelt, die Neugierige im Rahmen von Führungen besuchen können. Als der KURIER Parasolia (der Name stammt übrigens von ihrer Leidenschaft für die gleichlautende Schwammerlsorte) in ihrem Kunstwerk besucht, ist sie gerade mit dem Backen fertig geworden. Auf den ersten Blick wirken die Eierlikör-Lämmer unscheinbar. Erst als Parasolia ihr Werk als "Schlachtplatte" vorstellt, fallen die kleinen Messer auf, die in den Köpfen der Lämmer stecken, und die rote Lebensmittelfarbe, die als Blutstropfen über den Teig laufen. Die Küche ist jedenfalls das Herzstück. Schlachtplatten bedürfen einiger Stunden Arbeit. Da möchte man ein schönes Ambiente haben. Deshalb fließt ein kleiner Bach vom Küchenkasterl ganz rechts bis zum Kühlschrank ganz links. Hier flitzen Fische an Spielzeugmöbeln vorbei. Die Möbel werden regelmäßig ausgetauscht, damit den Fischen nicht langweilig wird.

Übrigens war es gar nicht so einfach, die richtige Fischart für dieses Projekt zu finden. "Anfangs sind sie immer aus dem Bach rausgehüpft", erzählt Parasolia.

An die Decke wanderten die Gegenstände in ihrer Wohnung ursprünglich aus Platzmangel. Und als erst mal der Tisch oben war, ließ das nächste Objekt nicht lange auf sich warten. Das war vor zwanzig Jahren. Die Leidenschaft, Dinge zu verdrehen oder gegensätzliche Objekte zu kombinieren, hat sie aber schon seit – "immer". Bereits als Teenager spazierte Parasolia mit Sargträger-Handschuhen und Pfarrer-Handtasche ins U4.

Andersrum. So kurz wie einfach lautet Parasolias Motto. Anders verwenden, anders zusammensetzen, von einer anderen Seite sehen. Und das zeigt sich nicht nur in ihrer "zweiten Wohnung" an der Decke.

Geschenk-O-mat

Eine Wohnung steht Kopf
zum einmaligen Abdruck im "Kurier" bei Artikel von Anna-Maria Bauer über Parasolia.
Rattenfallen dienen als Strumpfhalter, ein Rollstuhl ist Schreibtischsessel. Neben dem Küchentisch (dem, der am Boden steht und auf dem Parasolia Tee serviert), steht der Geschenk-O-Mat. Der hat gerade Pause und ist sonst auf Veranstaltungen oder Messen zu sehen. Hier können Passanten goldene Glitter-Tampons ("die eignen sich auch als Christbaumschmuck"), Müllsack-Regenhauben oder Kakerlaken-Colliers erwerben. Derzeit sucht sie für den Automaten einen fixen Standplatz.

Neben ihren hausfraulichen Tätigkeiten (die die meiste Zeit in Anspruch nehmen) und ihrem "konventionellen Brotjob" (auf den sie nicht näher eingehen will) ist Parasolia manchmal auch DJane. Ihre Musik klingt ungefähr so, wie es in ihrer Wohnung aussieht. Wer sich das anhören möchte, sollte dienstags ins "Bricks" schauen. http://www.parasolia.at

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