EBU sagt November-Abstimmung über Israels ESC-Ausschluss ab

Yuval Raphael, Israels Song-Contest-Teilnehmerin 2025.
So groß vor wenigen Wochen die Freude war, dass Wien den nächsten Eurovision Song Contest (ESC) ausrichten darf, so groß sind seit Tagen auch die Debatten darüber. Stein des Anstoßes: Soll Israel daran teilnehmen dürfen?
Wie berichtet, haben bereits mehrere Länder – darunter Spanien und die Niederlande – angekündigt, nicht nach Wien kommen zu wollen, wenn Israel teilnimmt. Zunächst hatte die Europäische Rundfunkunion (EBU) angekündigt, dass die Fernsehanstalten im Geheimen darüber abstimmen sollen. Das wiederum bringt Österreich in ein Dilemma. Hierzulande werden Stimmen, die fordern, dass man den ESC ohne Israel keinesfalls ausrichten solle, immer lauter.
Am Montag, am Tag der historischen Geiselbefreiung in Israel, wurde von der EBU nun eine Atempause angekündigt: Die für November angekündigte geheime Abstimmung wurde abgesagt. „Im Lichte der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten ist sich der Vorstand einig, dass es den klaren Bedarf für eine offene und persönliche Diskussion zwischen den Mitgliedern über die Frage der Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 gibt“, lautet dazu das Statement der EBU. Der Hostbroadcaster ORF begrüßt die Entscheidung gegenüber der APA.
Zuletzt machte das Gerücht die Runde, dass Bundeskanzler Christian Stocker und Verfassungsstaatssekretär Alexander Pröll (beide ÖVP) Druck auf den ORF ausüben, bei einem Ausschluss Israels den ESC abzusagen. Auf Anfrage des KURIER wurde das vom Kanzleramt aber nicht bestätigt.
Planungen laufen weiter
In Wien laufen die Vorbereitungen unabhängig von der Weltenlage weiter. „Wien hat als Host City einen Vertrag mit dem ORF und als verlässlicher Partner planen wir das Event“, heißt es beim Wien Tourismus. „Und das voller Vorfreude.“
Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) bedauert im KURIER-Gespräch, dass „das Friedenskulturevent jetzt wieder eine politische Bühne geworden ist“.
Und sie übt auch deutliche Kritik: Dass die EBU-Führungsspitze ursprünglich besagte geheime Abstimmung der Teilnehmerstaaten angekündigt hat, bezeichnet sie als „vermeintlich demokratischen Prozess“ . Sie hätte sich einen längeren Diskurs gewünscht, bei dem man mehr Zeit darauf aufwenden hätte müssen, zu deeskalieren. „Wenn man sich solche Prozesse einfängt, ist es schwer, die beim nächsten Konflikt nicht ebenfalls ausführen zu müssen. Es stehen ja auch immer wirtschaftliche Interessen dahinter.“
Die Sicherheit werde – mit der Teilnahme Israels oder ohne – im Fokus stehen. „Von angedachten Störaktionen ist auszugehen. Die Reichweite ist schließlich gigantisch.“
Vorfreude bei Wienerinnen und Wienern
Dennoch ärgert sich die Finanzstadträtin nicht, dass die Stadt in dieser aufgeheizten Zeit, den Zuschlag für den ESC bekommen hat. „Die Wienerinnen und Wiener freuen sich. Die ganze Aufmerksamkeit liegt auf uns, wir werden wieder alle begeistern“, gibt sie sich im Falle der Durchführung optimistisch. Die EBU will jetzt bei der Winter-Generalversammlung im Dezember entscheiden.
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