Donaukanal: Schandfleck und Party-Location

Donaukanal: Schandfleck und Party-Location
Schönwetter lockt nun wieder Tausende an die Flaniermeile am Donaukanal: Nicht jede Attraktion entzückt Besucher.

Einst wegen intensivem Kanalgeruch ein gemiedenes Areal, hat sich das Ufer des Donaukanals – bisweilen auch "Kleine Donau" genannt – längst zu einer Freizeitoase der Wiener entwickelt. Radfahrer, Jogger und Spaziergänger beleben die Uferpromenaden. An den "schrägen Wiesen", die einst Heinz Conrads singend mit der Riviera verglichen hat, baumeln Sonnenanbeter mit der Seele.

Mehrere Strandbars mit klingenden Namen laden zum Verweilen in Liegestühlen ein, ein Badeschiff mit Sonnendeck dient der sportlichen Entspannung und rockige Lokale bieten jungen Partytigern moderne Musik zum fröhlichen Abtanzen.

Brandruine

Donaukanal: Schandfleck und Party-Location

Fast zu schön um wahr zu sein: Denn einige Dinge bringen Besucher rasch in die Realität zurück: Seit Jänner stört eine schwimmende Brandruine bei der Salztorbrücke die Weltstadt-Idylle. Mehrere Aufforderungen von "Via Donau" und des Magistrates, die Ruine des Party-Bootes endlich zu entfernen, sind gescheitert. Der Eigentümer befindet sich in Konkurs und der Masseverwalter will einen möglichst hohen Verkaufspreis erlösen, um Gläubiger befriedigen zu können. "Das kann Jahre dauern", wie man im Rathaus aus einem Fall an der Neuen Donau weiß.

Und ausgerechnet der Pächter der Copa Cagrana treibt auch am Donaukanal sein Unwesen. Ihm gehört nämlich auch das ehemalige DDSG-Flaggschiff, das unter dem Namen "Johann Strauss" seit 1970 hier vertaut ist.

Nach einer guten Zeit als Restaurantschiff dient es nun unter den Namen "Club Nautic" als Event- und Party-Location. Geöffnet wird jeden Freitag und an zwei Samstagen im Monat, um mit Lasershows bei "All you can drink" und "Kabinenpartys" abzufeiern.

Bernhard Engleder, als Koordinator der Stadt auch verantwortlich für das Aufblühen des Kanalufers kann sich an dieser Stelle "sinnvolleres" vorstellen: So lange aber die Sicherheit nicht beeinträchtigt ist, seien der Stadt die Hände gebunden. Seriöse Investoren, welche die Partyschiffe als mögliche Goldgruben entdecken, sind aber weiter gesucht.

Neue Projekte

Am Mittwoch hat das Weingut Cobenzl und Summer-Stage-Eigner Ossi Schellmann übrigens einen Weingarten an der "schräg’n Wiesn" eröffnet. Im Herbst soll über neue Gastronomie-Projekte am linken Kanalufer verhandelt werden. Im Bereich der Friedensbrücke sollen zudem Schmetterlingswiesen und Grünflächen entstehen.

Copa Cagrana: Endloser Streit um Partymeile

Eine weitere wenig einladende Gastro-Meile, die nah am Wasser gebaut ist, ist die Copa Cagrana an der Neuen Donau. Erst vor Kurzem sorgte sie abermals für Negativschlagzeilen: Ende April musste ein Großaufgebot der Behörden ausrücken, weil Abwässer von gleich fünf Lokalen ungehindert in die Neue Donau flossen.

Mittlerweile ist der Schaden wieder behoben. Copa-Pächter Norbert Weber ortet hinter dem Zwischenfall einen Sabotageakt, was man allerdings im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) vehement bestreitet: "Sämtliche Gutachten zeigen, dass die Abflüsse nicht aufgeschnitten wurden."

Seit Jahren tobt ein Streit zwischen Weber und der Stadt. Sie wirft dem Pächter vor, das Areal absichtlich verkommen zu lassen und will ihn mit einer Räumungsklage loswerden. Bisher konnte sie das aber vor Gericht nicht durch­setzen. Derzeit ist nicht absehbar, wann es zu einer Entscheidung kommt.

Weber beteuert, dass all seine Pläne für die Neugestaltung der Gastro-Meile von der Stadt abgeschmettert werden. "Er hat nie den Willen gehabt, auch tatsächlich etwas umzusetzen", kontert man im Büro Sima.

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