Mobiler Beichtstuhl im E-Auto: „Näher zu den Menschen kommen“

Toni Faber mit dem "mobilen Beichtstuhl"
Der Wiener Dompfarrer Toni Faber tourt im mobilen Beichtstuhl, einem Elektroauto PV 5 von Kia, durch Wien.

Montag früh herrscht Hochbetrieb auf dem Stephansplatz. Lieferanten, Lastwägen, auch die Polizei fährt mehrmals vorbei. Erste Touristen wollen in den Stephansdom, als sich ein schwarzer Lieferwagen direkt neben dem Hauptportal einparkt. „Der mobile Beichtstuhl mit Toni Faber“ steht in großen Lettern drauf.

Der Dompfarrer hat kurzerhand quasi seinen Arbeitsplatz von drinnen nach draußen verlegt. „Im Dom gibt es sieben Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr die Möglichkeit, Beichtgespräche zu führen“, betont Faber. Der mobile Beichtstuhl sei hingegen eine gute Möglichkeit, „näher zu den Menschen zu kommen und mehr Menschen an anderen Orten zu erreichen“, erläutert er. 

Toni Faber hört zu.

Dompfarrer Toni Faber im mobilen Beichtstuhl. 

„Mir taugt die Idee von Kia“, rührt er auch für seinen Partner die Werbetrommel. Denn der mobile Beichtstuhl ist ein adaptierter Kia PV 5, ein vollelektrischer Transporter mit so viel Platz, dass man darin eine mobile Kapelle samt Beichtstuhl einrichten kann. An diesem Montag ist der Beichtstuhl am Naschmarkt, in der Mariahilfer Straße und vor der Universität unterwegs.

E-Auto als Mobiler Beichtstuhl

Der Kia PV 5, hier als mobiler Beichtstuhl im Einsatz. 

Faber räumt freimütig ein, die Elektromobilität bislang nicht am Schirm gehabt zu haben: „Ich steige jetzt um.“ Und betont gleichzeitig, am Weg in die Arbeit hauptsächlich die Öffis zu nutzen – schließlich ist der Stephansplatz bestens ans Öffi-Netz angebunden.

Dem Klimawandel stellen

Ist der mobile Beichtstuhl im Elektroauto auch ein Statement für mehr Klimaschutz, und tritt die Kirche entschieden genug für Maßnahmen gegen den Klimawandel ein? „Jeder kann sich verbessern“, stellt Faber klar und verweist darauf, dass sich gerade Papst Franziskus und auch Papst Leo entschieden für Maßnahmen gegen den Klimawandel positioniert hätten: „Wir können ihn ja nicht wie Trump einfach leugnen. Wir müssen uns diesem Thema stellen, im Großen, aber auch mit der Frage: Was kann ich selber beitragen?“

Der Stephansdom mit dem mobilen Beichtstuhl.

Rechts unten steht der mobile Beichtstuhl neben dem Hauptportal des Stephansdoms.

Seine Pfarre versuche, über Photovoltaikanlagen am Erzbischöflichen Palais einen Teil des Stroms zu erzeugen: „Am Stephansdom ist das ja leider nicht möglich.“ Mit dem Beichtstuhl im Elektroauto würden beide Themen, der Friede mit sich und seiner Umwelt angesprochen, ist Faber überzeugt. Und er ist auch überzeugt, junge Menschen damit zu erreichen.

Olympiasieger hat vor Finale gebetet

Einer dieser jungen Menschen ist Valentin Bontus, Olympiasieger im Kite-Surfen. Der Sportler ist christlich geprägt, aber kein praktizierender Katholik. Wobei er einräumt: „Vor dem Finale bei den Olympischen Spielen habe ich ein Vaterunser gebetet.“ Eine Sünde gesteht er ohne Beichtgeheimnis ein: „Manchmal stehle ich die Süßigkeiten meiner Frau.“

Valentin Bontus und Toni Faber im mobilen Beichtstuhl.

Großes Medieninteresse bei der Präsentation: Olympiasieger Valentin Bontus im Gespräch mit Dompfarrer Toni Faber. 

Bontus ist Werbebotschafter für Kia, weil der Autohersteller „coole, junge Ideen hat, mit denen ich mich identifizieren kann“. Wie etwa mit dem elektrischen Beichtstuhl. Was den Kampf gegen den Klimawandel betrifft, sagt Bontus: „Der sollte uns allen am Herzen liegen, schließlich geht es um unsere Welt, die wir sonst nicht mehr haben.“

Siegfried Pohl im Interview.

Passant Siegfried Pohl vor dem mobilen Beichtstuhl.

Positive Reaktionen

Der mobile Beichtstuhl gefällt auch dem Wiener Siegfried Pohl, der am Stephansplatz zufällig vorbeigekommen ist, sehr. Und das, obwohl er „von der Kirche sehr enttäuscht“ sei, wie er im Gespräch sofort wissen lässt. Denn diese verharre zu sehr in altem Denken.

Die Bibel selbst und Dompfarrer Toni Faber hingegen seien „super und besonders“. Eine Touristin aus Vorarlberg, die selbst aktiv in einer katholischen Gemeinde tätig ist, ist skeptisch: „Ich bin nicht so für den voyeuristischen Zugang.“

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