Diverse Wiener Linien: "Weil wir so bunt sind wie die Stadt"

Diverse Wiener Linien: "Weil wir so bunt sind wie die Stadt"
Caroline Wallner Mikl, Diversity-Beauftragte beim städtischen Verkehrsunternehmen, über Schulungen für Führungskräfte und Kontrollorgane, erste Erfolge, aber auch Widerstände.
Von Uwe Mauch

Sie spricht nicht nur darüber, sie arbeitet auch intensiv am Thema. Die Tirolerin Caroline Wallner Mikl hat Erziehungswissenschaften in Innsbruck studiert, dann bei der Lebenshilfe Tirol zu arbeiten begonnen. Nach einer weiteren Station bei einem großen österreichischen Baumarkt konnte sie bei einem Lebensmittelkonzern sechs Jahre lang das Diversity-Management aufbauen.

Seit bald zwei Jahren soll sie bei den Wiener Linien für das Thema sensibilisieren. Bis Ende 2025 sollen dort - schwerpunktmäßig - mehr Frauen in der Technik arbeiten (Gender Balance), außerdem mehr auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung und LGBTIQ-Personen Rücksicht genommen werden.

KURIER: Frau Wallner Mikl, warum brauchen die Wiener Linien eine eigene Abteilung für Diversity Management?

Caroline Wallner Mikl: Grundsätzlich gibt es drei Gründe dafür, zunächst einen wirtschaftlichen: Unternehmen, die diverser aufgestellt sind, sind auch erfolgreicher. Das zeigen zahlreiche internationale Studien, darunter die McKinsey-Reports.

Wie wird das von Seiten der Wissenschaft begründet?

Weil die Ansprüche der Mitarbeitenden (bei den Wiener Linien aktuell 8.700 aus 60 verschiedenen Ländern; Anmerkung) und der Kundschaft größer werden, braucht es mehr Wissen von außen, um schneller und umfassender auf neue Fragen reagieren zu können.

Gestiegene Ansprüche: Können Sie Beispiele nennen?

Da geht es unter anderem um den barrierefreien Zugang zu Fahrzeugen und Stationen, aber auch um Stellenausschreibungen, in denen wir einzelne gesellschaftliche Gruppen direkt ansprechen: Menschen mit Behinderung, Frauen als künftige Technikerinnen oder LGBTIQ-Personen. Unser übergeordnetes Ziel heißt hier soziale Nachhaltigkeit. Weil wir so bunt sind wie die Stadt.

Sie sprachen von einem zweiten und einem dritten Grund. Und zwar?

Der eine ist der rechtliche Rahmen: Wir sind als Unternehmen verpflichtet, gegen Diskriminierung und Ungleichheit vorzugehen. Wir müssen als Unternehmen sicherstellen, dass es dafür Strukturen und Prozesse gibt, die in der Praxis greifen. Außerdem haben die Wiener Linien eine soziale Verantwortung, die eigentlich jedes Unternehmen haben sollte.

Sie sind seit bald zwei Jahren für Diversity bei den Wiener Linien zuständig. Was ist Ihnen in dieser Zeit gelungen?

Diversity ist ein längerfristiger Prozess. In einer ersten Phase gilt es, Bewusstsein zu schaffen - Bewusstsein für die Stereotype und Vorurteile, die es gibt.

Wie schaffen Sie Bewusstsein?

In eigenen verpflichtenden Diversity-Workshops für unsere Führungskräfte, aber auch in speziellen Angeboten für spezielle Berufsgruppen.

Zum Beispiel?

Für unsere Kontrollore, Kontrollorinnen und Sicherheitskräfte bieten wir Schulungen vom Verein "Black Voices" an, um sie für den Umgang mit Menschen, die von Rassismus betroffen sind, zu sensibilisieren. Auf Wunsch aus unserer Abteilung, die für die Lehrlingsausbildung verantwortlich ist, gibt es wiederum ein eigenes Programm, das der Verein intergeschlechtlicher Menschen Österreich für uns durchführt.

Nehmen Sie da Veränderungen wahr?

Ich spüre schon, dass das Thema im Unternehmen - zum Beispiel bei Führungskräften und in unserer Kommunikation - immer öfter auf der Tagesordnung steht. Natürlich gibt es immer auch Personen, die damit gar nichts anfangen können.

Wo orten Sie eigentlich die größten Widerstände?

Wenn wir uns am Internationalen Frauentag "Wiener*innen Linien" nennen, dann gibt es ganz sicher Beschwerden in den sozialen Medien ...

Das ist höflich ausgedrückt. Wie reagiert man auf wütende Reaktionen?

Indem man versucht, weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten. Indem man Widerstände zum Teil auch als etwas ganz Normales ansieht. Diversität, das ist immer auch Diskussion.

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