Die Wechselkröte muss einem neuen Wiener Stadtteil weichen

Die Initiative „Freies Donaufeld“ um Gabriele Tupy (3. v. re.) stemmt sich gegen dessen Verbauung.
Das Vorkommen mehrerer geschützter Arten dürfte den Bau von 1.400 Wohnungen am Floridsdorfer Donaufeld nicht verhindern.

Wo sich jetzt noch streng geschützte Arten wie die Wechselkröte, die Zauneidechse oder die Schlingnatter im kniehohen Gras tummeln und seltene Vögel wie Neuntöter oder Blutspecht nisten, soll schon bald ein neuer Stadtteil entstehen. Daher bahnt sich rund um das Floridsdorfer Stadtentwicklungsgebiet Donaufeld ein veritabler Interessenkonflikt an.

Auf der einen Seite: die Stadt Wien bzw. ihr nahe stehende Bauträger, die auf dem Donaufeld-Teil zwischen den Bezirkszentren Floridsdorf und Kagran – das Areal heißt „An der Schanze“ – 1.400 leistbare Wohnungen errichten wollen.

Und auf der anderen die Bürgerinitiative (BI) „Freies Donaufeld“ um die ehemalige grüne Bezirksrätin Gabriele Tupy, die rund 7.000 Unterschriften gegen die Verbauung des Donaufelds gesammelt hat. Ihr geht es um den Artenschutz, aber auch um den Erhalt der Biolandwirtschaft auf der Projektfläche.

Das „Problem“ ist nur: Das Areal ist kein Landschaftsschutzgebiet, sondern wurde von Rot-Grün 2017 als Bauland gewidmet.

Umweltbehörde gibt grünes Licht

Die Situation erinnert frappant an den Konflikt zwischen Stadt-nahen Bauträgern und einer Initiative zum Schutz der Ziesel beim Stammersdorfer Heeresspital. Nicht nur, weil die Akteure zum Teil dieselben sind.

Die Wechselkröte muss einem neuen Wiener Stadtteil weichen

Ein Teil des noch grünen Donaufelds ist seit 2017 als Bauland gewidmet.

Hier wie da verhindert das Vorkommen einer streng geschützten Art das geplante Bauprojekt nicht. Denn die Wiener Naturschutzabteilung (MA22) gibt in beiden Fällen grünes Licht. Zumindest unter Auflagen.

Sobald am Donaufeld Ausgleichsflächen für die geschützten Arten gefunden seien, werde die Bewilligung für den Bau erteilt, heißt es.

Dann soll hier auf neun Bauplätzen „ein Stadtquartier mit geförderten Wohnungen, einer guten Nahversorgung und einer Vielzahl an Gemeinschaftseinrichtungen“ entstehen, wie man im Büro von Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) erklärt. Weite Teile des Freiraums würden zudem „als Stadtwildnis ausgestaltet“.

Verstärkung für Projektgegner

Der Bürgerinitiative reicht das aber nicht, sie kann die Entscheidung der MA22 nicht nachvollziehen. „Bevor das Naturschutzrecht nicht ausreichend untersucht worden ist, kann auch die Rechtssicherheit der Bauträger nicht gelten“, meint Tupy.

Verstärkung bekommen die Projektgegner nun von der Umweltschutzorganisation VIRUS, der laut novelliertem Naturschutzgesetz Parteienstellung im Verfahren zusteht – und die reichlich Erfahrung in rechtlichen Angelegenheiten mitbringt.

Handelt es sich doch um jene Umweltorganisation, die mit ihren Beschwerden seit Jahren große Verkehrsprojekte wie etwa den Lobautunnel ausbremst. Gut möglich also, dass auch die Bebauung des Donaufelds früher oder später vor einem Verwaltungsgericht verhandelt wird.

Der Bürgerinitiative geht es jedoch nicht nur um die 1.400 Wohnungen, die nun „An der Schanze“ entstehen sollen – sondern auch um den Rest des Donaufelds, wo langfristig insgesamt 6.000 Wohnungen geplant sind. Ein Gutteil dieses Gebiets ist aktuell zwar mit einer Bausperre belegt. Stadt und Bauträger haben dort allerdings schon etliche Gründe aufgekauft.

Kommentare