Aber woher genau kommt der Begriff?
Zum ersten Mal – noch gar nicht lange her – dürfte er bei der Nationalratswahl 2017 verwendet worden sein. Damals gründete sich eine Initiative mit dem Namen „Schwarz-grün-pink“. Diese warb mit der Wortschöpfung „Dirndl-Koalition“ und einem dreifarbigen Dirndlkleid als Logo für diese Regierungsvariante.
Ein Jahr später gab es in der Salzburger Landesregierung tatsächlich eine Dreierkoalition zwischen ÖVP, Grünen und Neos. Dafür musste ein Name her. Wassermelone und Guglhupf – ÖVP-Chef Wilfried Haslauer brachte einen Guglhupf zur Verhandlung mit – setzten sich nicht durch. Die Medien griffen auf „Dirndl-Koalition“ zurück.
Bei der Nationalratswahl 2019 kam der Begriff erneut auf. Eine mögliche Zusammenarbeit von Sebastian Kurz (ÖVP) mit den Grünen und den Neos wurde auch da wieder so bezeichnet. Und jetzt eben die Wien-Wahl. Da bemüht SPÖ-Chef Michael Ludwig erneut das Bild, um seine Anhänger zu mobilisieren. Freilich: Den Ausdruck Dirndl-Koalition hat der Bürgermeister selbst noch nie in den Mund genommen.
Aber wie entstehen solche Namen überhaupt?
Besteht die Möglichkeit, dass sich eine nie da gewesene Koalition bildet, braucht sie einen originellen, eingängigen Namen. Dann geht es darum, wer als Erstes einen findet, sagt der Politikwissenschafter Marcelo Jenny. Drei mögliche Quellen gibt es: Anhänger einer Partei, der politische Gegner – oder Journalisten.
Bei der Namensgebung orientiert man sich an den jeweiligen Parteifarben (siehe Infobox). In Deutschland hat sich etwa der Begriff der Jamaika-Koalition etabliert – für die Koalition zwischen CDU, FDP und den Grünen, die letztendlich nie zustande kam. Der Begriff bezieht sich dabei auf die Nationalfarben des Inselstaats. „Sobald jemand einen Begriff in die Debatte wirft, hat er keine Kontrolle mehr darüber, ob der Begriff positiv oder negativ verwendet wird“, sagt Jenny. „Urlaub, Karibikfeeling“ – auf der einen Seite ruft Jamaika positive Assoziationen hervor. Aber auch negative – wie „viel Gewalt oder Drogen“.
Tradition oder falscher Nationalstolz?
Mit dem Dirndl verhält es sich ähnlich. Die einen verbinden damit Heimat und Tradition, die anderen falschen Nationalstolz und Dorfdisco. Die Instrumentalisierung des Dirndls reicht bis zu den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zurück. Und auch heute wird damit gespielt – Stichwort Andreas Gabalier und FPÖ.
„Die Tracht gehört uns allen, nicht nur Strache oder Gabalier“, sagt Trachten-Designerin Gexi Tostmann. Sie stört es nicht, dass das Dirndl ein Symbol in der Politik ist. Man dürfe es nur nicht in die rechte Ecke drängen: „Das ist ja das Schöne bei einer Volkstracht, dass sie sowohl rechte als auch linke Gruppen tragen können“, so Tostmann. Schon ihre Mutter habe gesagt: „Was kann die Tracht dafür, dass sie politisch missbraucht wird?“ Und wie steht Tostmann zur türkis-grün-pinken Kombination? Diese müsse „auf keinen Fall billig“ sein, sagt sie. Ganz im Gegenteil: Diese Farben seien sogar ganz typisch, und zwar für die schöne Altausseer Tracht.
Übrigens: Die angeblichen Dirndl-Koalitionäre in Wien haben mit der Kombination eher wenig Freude. Erst am Samstag haben – siehe unten – die Neos der Tracht eine Abfuhr erteilt.
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