Eine Schattenseite, die Wien bereits seit Jahrhunderten innewohnt. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass in Wien derzeit etwa 7.000 Agenten leben und arbeiten. Die Zahl wurde erstmals von dem Spionageforscher Siegfried Beer veröffentlicht, der das vor allem mit der überdurchschnittlich hohen Zahl an in Wien stationierten Diplomaten erklärt.
Zentrum im Kalten Krieg
Bereits während des Kalten Krieges etablierte sich Wien als eines der internationalen Zentren der Spionage. „Österreich war und ist ein idealer Treffpunkt, weil es zentral in Europa liegt und für alle leicht erreichbar ist“, berichtet Jacobs.
Neben britischen und amerikanischen Agenten nutzten speziell russische Spione Österreich beziehungsweise Wien für verdeckte Aktivitäten.
Als Treffpunkt wählten viele den Donaukanal. „Dort fanden schon einige Agenten ihr nasses Grab“, sagt Jacobs, während sie auf der Aspernbrücke steht und auf das trübe Wasser blickt.
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So wie vor zehn Jahren wohl Hunderte Wiener, als ein mysteriöser Todesfall die Bundeshauptstadt erschütterte. Shukri Ghanem, ehemaliger libyscher Ministerpräsident und Gaddafi-Gefolgsmann, wurde leblos im Wasser treibend in der Neuen Donau gefunden.
Der Fall gab den Ermittlern insofern Rätsel auf, als dass die Familie des Toten zunächst angab, seine Leiche in seiner Wohnung gefunden zu haben.
Ein Obduktionsbericht brachte nicht wirklich viel mehr Licht ins Dunkel: Offiziell hieß es, Ghanem sei ertrunken. Es habe damals keine Hinweise oder Verdacht auf Fremdverschulden, sagte ein Polizeisprecher vor zehn Jahren.
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„An dieser Version kamen aber schnell Zweifel auf, es gab Gerüchte, dass der ehemalige Ministerpräsident vergiftet worden sein könnte. Restlos aufgeklärt wurde der Fall definitiv nicht“, schildert Jakobs.
Neben der Donau galten auch Hotels, Bars und Kaffeehäuser als beliebte Treffpunkte für Spione.„Im Hotel Imperial trafen sich vor allem die russischen Agenten, das Bristol war eine Hochburg für die Amerikaner und in der Roten Bar im Sacher saßen die Briten.“
Wiener Verhörmethode
Auch bei geschäftlichen Gesprächen ändere sich der Ton der Wiener selten. „Dieses doppelbödige, indirekte, andeutungsweise Verbal-Getänzel des Wienerischen ist auch ein politischer Slang“, so die Schauspielerin.
Nach 80 Minuten Gehweg endet die „Invisible Tour“ im Prater. Das Business-Outfit hat Jacobs mittlerweile gegen Rollschuhe getauscht. Im Prater-Trubel verschwimmt sie erneut in der Masse. Anpassung ist schließlich immer schon die beste Tarnung gewesen.
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