Die Oma wird’s schon richten

Sophia und ihre Mia
Die Zukunft des Oma-Diensts ist gesichert. Der KURIER hat Leih-Oma Mia besucht.

"Schau mal Mia, schau!" Die sechsjährige Sophia hüpft auf dem Bett auf und ab, macht einen Handstand, fällt um, rappelt sich auf, schlägt einen Purzelbaum und lässt sich schlussendlich erschöpft aufs Bett fallen. Dann strahlt sie die ältere Dame neben ihr mit einem breiten Grinsen an und fordert sie auf: "Jetzt mach mit, Mia."

Wer die beiden nicht kennt, würde sie ohne weiteres für Oma und Enkelin halten. Und tatsächlich kennen einander die beiden seit Sophia zwei Tage alt ist. Gemeinsam gehen sie regelmäßig in den Zoo, backen Karottenkuchen oder tanzen durch die Wohnung; alles Dinge, die man mit seiner Oma eben so macht.

Aber wenn man Sophia fragt, ob die Dame ihr Großmutter ist, antwortet sei: "Nein, das ist meine Mia." Maria "Mia" Salzmann ist Sophias Leih-Oma.

Häupl rettete Dienst

Die Oma wird’s schon richten
Bildunterschrift
Gefunden haben einander Mia und Sophias Mutter über den Oma-Dienst des Katholischen Familienverbands. Ein Dienst, der vergangene Woche ums Weiterbestehen bangen musste. Wie der KURIER berichtete, wurde dem Familienverband die Förderung in der Höhe von 20.000 Euro für das kommende Jahr von der MA10 (Wiener Kindergärten) nicht mehr bewilligt. Aufgrund der Berichterstattung zeigten sich aber nicht nur Eltern und Omas, sondern auch Politiker solidarisch. Am Donnerstag gab Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bekannt, dass der Verband weiter unterstützt werde. Die Verantwortlichen des Oma-Dienstes konnten aufatmen – zum Durchschnaufen kommen sie derzeit trotzdem nicht. Denn zu Schulbeginn kommt es stets zu vielen Spontan-Anfragen.
Die Oma wird’s schon richten
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Salzmann, eine gebürtige Vorarlbergerin, sprang das erste Mal vor 18 Jahren als Leih-Oma ein und hat seitdem rund ein Dutzend Kinder begleitet, die entweder keine Großeltern hatten oder deren Omas nicht greifbar waren. Die pensionierte Technikerin hat selbst drei Kinder, die sie nach ihrer Scheidung alleine aufzog. Dadurch war sie auf Hilfe bei der Betreuung angewiesen. Jetzt ist sie es, die Liebe und Unterstützung weitergibt.

Bilder und Basteleien, die sie in ihrer Wohnung ausgestellt hat, geben einen Einblick, wie beliebt Mia bei den Schützlingen ist. Stolz zeigt Sophia auch "ihre Mal-Wand" im Vorzimmer, die sie mit Prinzen, Feen und Tieren verschönert hat.

Geborgenheit geben

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"Es ist einfach so wichtig, dass Kinder in jungen Jahren die Sicherheit bekommen, dass ihnen nichts passieren kann. Das stärkt fürs Leben", ist Salzmann überzeugt. "Gut, dass der Dienst bestehen bleibt."

Das Leih-Oma-Sein ist für sie kein Job. Sie verlangt keinen Stundenlohn (bekommt aber jenes Geld zurückerstattet , das sie für ihre Schützlinge ausgegeben hat). Und sie profitiert ja selbst von dem Angebot.Salzmann dazu: "Ich bekomme gar keine Chance, alt zu werden. Und wenn mich eine Welle der Müdigkeit übermannt, setz’ ich mich kurz hin, atme tief durch – und dann geht’s wieder weiter."

Da hüpft Sophia vom Bett und fragt: "Gehen wir jetzt ins Schwimmbad?"

Oma zum Ausborgen

Seit 40 Jahren vermittelt der Verband Leih-Omas an Familien. (Leih-Opas gibt es keine). Derzeit werden wieder neue Leih-Omas gesucht, denn zu Schulbeginn kommt es vermehrt zu Anfragen. Die Bezahlung regelt sich jede Oma mit der Familie; der Verband empfiehlt 10 Euro pro Stunde. Dazu kommt eine einmalige Vermittlungspauschale (40 bzw. 90 Euro, wer kein Mitglied ist) an den Verband. Infos gibt es hier.

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