Die guten Seelen der Autobahnen

In der Asfinag-Zentrale zeigen Kameras was auf den Straßen los ist. Die Traffic Manager werden über Funk informiert, wenn es für sie etwas zu tun gibt. Pro Tag gibt es 30 bis 40 Einsätze für die Teams.
Der KURIER war mit den Traffic Managern auf der Straße, aber vor allem auf Pannenstreifen unterwegs.

Die Blechlawine rollt unaufhörlich in und rund um Wien. Zumindest im besten Fall, denn nur zu oft kommt es zu Staus und Verzögerungen nach Unfällen oder Pannen. Samstag staute es auf der A23 – und der letzte große Verkehrskollaps am Montagmorgen ist vielen Pendlern nur allzu gut in Erinnerung.

Nachdem ein Lkw im Baustellenbereich der Praterbrücke gekippt war und danach mehrere Fahrspuren der A23 für Stunden gesperrt blieben, wurde Kritik an der Baustelle beim Knoten Prater laut. Die Beschilderung sei unzureichend, deshalb habe der Lkw-Lenker den fatalen Unfall verursacht. "Ich verstehe nicht, was an den Schildern nicht in Ordnung sein soll. Da ist alles wunderbar zu lesen", sagt Franz Bitter, als der KURIER mit den Traffic Managern der Asfinag gerade beim Knoten Prater auf die Behelfsbrücke auffährt.

Bitters Blick ist fast immer auf die Seitenstreifen gerichtet, sein Kollege Reinhard Schnurrer lenkt das speziell ausgerüstete Fahrzeug. Beide Männer sind von der ersten Stunde an als Traffic Manager tätig. Seit März 2013 hat die Asfinag ständig zwei Teams auf den Straßen. Die Aufgaben sind vielfältig – Pannen, Unfälle, Gegenstände auf der Fahrbahn oder auch Vignettensünder – die Traffic Manager sind mit allem konfrontiert, was auf einer Autobahn passieren kann. Im Durchschnitt kommen die Teams auf 30 bis 40 Einsätze täglich.

Überholspur

"Wir haben sechs Wochen Ausbildung absolviert. Das meiste lernt man aber in den Situationen auf der Straße", sagt Bitter. Etwa 5000 Kilometer legt jeder Traffic Manager pro Monat zurück.

Während die Männer über ihren Arbeitsalltag erzählen, kommt ein Funkspruch aus der Asfinag-Zentrale. Verkehrskameras zeigen, dass ein Spanngurt auf der A4 Richtung Ungarn liegt. Dass ständig Autos und Lkw mit weit über 100 km/h vorbeidonnern macht die relativ einfache Aufgabe, etwas von der Straße zu entfernen, sehr schwierig. Schnurrer und Bitter müssen sich auf der Überholspur einparken, ein mulmiges Gefühl haben sie nicht, sagt Bitter: "Man gewöhnt sich daran. Trotzdem ist es wichtig, immer aufmerksam und bei der Sache zu sein."

Im Alltag auf den Autobahnen hat das Team auch kuriose Erlebnisse: "Manchmal kommen wir zu Unfällen, wo Menschen mitten auf der dritten Spur stehen und seelenruhig einen Unfallbericht ausfüllen, obwohl es nur einen Blechschaden gibt. Das Unangenehmste war aber, als einmal ein Lkw mit Tierkadavern mitten auf der Autobahn umgekippt ist und wir dann bei der Räumung helfen mussten", erzählt Bitter, der früher an einer Mautstelle tätig war. An seiner neuen Tätigkeit gefällt ihm vor allem eines: "Bei der Maut muss man Strafen und ist dadurch immer irgendwie der Böse. Das ist jetzt anders. Die Menschen freuen sich, wenn wir kommen, um zu helfen. Gerade bei Pannen auf der Autobahn sind die Fahrer schnell überfordert."

Selten Rettungsgassen

Eine weitere Sache die anscheinend zu anspruchsvoll für viele Autofahrer ist, ist laut den Traffic Managern die Rettungsgasse. "Es passiert wirklich selten, dass wir zu einem Unfall fahren und die Rettungsgasse funktioniert. Ich kann mir nicht erklären warum das so ist, aber wir erleben das fast täglich", sagt Schnurrer.

Bei dem Streifzug über die Autobahnen fällt auf, wie viel Müll und Unrat auf den Straßen liegt. Jedes Mal wird angehalten und eingesammelt. "Das machen wir auch, damit das alles ein schöneres Bild hat und es nicht gefährlich wird für die Autofahrer", erzählt Bitter und schmunzelt: "Wenn ich privat unterwegs bin muss ich mich zwingen, die Straße nicht abzusuchen".

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