Die Eu(ro)phorie ist vorbei
So motiviert und voller Glauben ans Team die Österreicher vor einigen Wochen waren, so hart traf das Ausscheiden der Nationalmannschaft die Fans.
Am Rathausplatz herrschte am Tag des EM-Halbfinales zwischen Wales und Portugal zwar keine gähnende Leere, ausgelassene Stimmung sieht aber anders aus. "Wir schauen die EM schon noch, aber es ist nicht mehr so interessant, seit wir nicht mehr dabei sind", sagte Roland Bretterbauer, der mit Freunden ein Bier in der Fanzone genoss.
Die Verteilung des Publikums hat sich in den letzten Tagen ebenfalls auffällig verändert: Während es am Anfang der EURO noch schwierig war, in den Bereich vor der großen Leinwand zu gelangen – teilweise mussten die Zugänge sogar wegen Überfüllung gesperrt werden – ist es jetzt eher der Gastronomie-Bereich, den die Besucher ansteuern.
Freie Plätze
"Das Essen ist gut und man findet jetzt auch leicht einen Sitzplatz. Die Atmosphäre ist wirklich nett hier", erzählt Waltraud. Sie und ihre Freundin Bettina sind nicht die großen Fußballfans. Die Frauen hatten den Bildschirm im Rücken und schlürften in Ruhe einen Cocktail in der Fanzone. Ein Zustand, mit dem die Gastronomen nicht wirklich glücklich sind. Denn obwohl die Besucher gerne am Rathausplatz essen und die Zeit genießen, entsprechen die Umsätze nicht den großen Erwartungen.
"Es ist irgendwie unter einem schlechten Stern gestanden. Zuerst das Ausscheiden der Österreicher und dann noch das Wetter. Man wusste nie, ob und wann ein Gewitter kommt. Ich denke, das hat viele Leute abgeschreckt, überhaupt her zu kommen", erzählt Serhat, der an einem Stand Essen und Cocktails verkauft.
Jetzt hoffen die Betreiber der Gastro-Stände, dass wenigstens das Finale noch ordentlich Kunden an die Riesenleinwand lockt.
Vorläufige Bilanz
Zwar gibt es noch keine Zahlen, wie viele Besucher die Spiele in Österreichs größter Fanzone tatsächlich verfolgt haben, die Polizei zieht aber bereits eine positive Zwischenbilanz.
Bisher gab es am Rathausplatz nur eine kleine Ausschreitung, als sich bei einem Spiel der polnischen Nationalmannschaft ein Fan aggressiv verhielt. Sonst waren alle Besucher sehr zivilisiert.
"Wenn man bedenkt, wie viele tausende Menschen täglich in der Fanzone waren, ist es wirklich sehr ruhig abgelaufen", erklärt Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Auch in den anderen Fanzonen der Stadt ging es bisher sehr gesittet und ohne größere Zwischenfälle zu.
Sollte beim großen Finale am 10. Juni doch noch ein größerer Fan-Ansturm erfolgen, wird die Polizei die Zahl der Einsatzkräfte noch aufstocken.
Lockt das finale Public Viewing hingegen keine Massen mehr an, ist das Geschäft für die 28 Gastro-Stände nicht gelaufen. "Wir hoffen jetzt auf das Filmfestival. Das interessiert eine breitere Masse und wenn dann das Wetter mitspielt, können wir zufrieden sein", erzählt Verkäufer Serhat. Das Filmfestival startet am 14. Juli.
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