Der Wiener Gemeindebau: Eine Erfolgsgeschichte des "Roten Wien"

Der Metzleinstaler Hof war der erste fertiggestellte Gemeindebau in Wien.
1919 beginn die Geschichte des sozialen Wohnbaus, der als ein Erfolgsmodell des „Roten Wien“ gilt.
Im Wien der 1920-er und 1930-er-Jahre entstehen über 60.000 Gemeindewohnungen, darunter der Karl-Marx-Hof in Heiligenstadt oder der George-Washington-Hof, der sich von Favoriten bis nach Meidling erstreckt.

Gemeindebau George Washington-Hof.
Die ersten typischen Gemeindewohnungen sind im Metzleinstaler Hof entstanden, aus dem ursprünglichen Flurnamen aus dem 14. Jahrhundert hat sich Matzleinsdorf abgeleitet – das ist jener Teil des Bezirkes Margareten, in dem dieser Gemeindebau mit 224 Wohnungen liegt.

Grundriss der Wohnungen im ersten Wiener Gemeindebau, dem Metzleinstaler Hof.
Ringstraße des Proletariats
Er bildet unter anderem mit dem Reumannhof (460 Wohnungen), benannt nach Jakob Reumann, jenem sozialdemokratischen Bürgermeister, der den sozialen Wohnbau in Wien eingeläutet hat, die sogenannte „Ringstraße des Proletariats“.

Jakob-Reumann-Büste im Reumannhof.
Auch nach dem 2. Weltkrieg waren es die Gemeindewohnungen, die in Wien die Wohnungsnot linderten.
Gemeindebau lindert Wohnungsnot
Immerhin waren 87.000 Wohnungen zerstört worden, über 30.000 Menschen waren obdachlos.
In den 60-er-Jahren wurden rund 9.000 Gemeindewohnungen pro Jahr errichtet, der lange Zeit letzte Bau wurde 2004 „In der Wiesen“ den Mieterinnen und Mietern übergeben.
Baustopp Anfang des neuen Jahrhunderts
Danach stoppte die Stadt den Gemeindewohnungsbau und griff erst 2015 wieder darauf zurück, um leistbaren Wohnraum zu schaffen – der Barbara-Prammer-Hof in Favoriten war der erste Bau, der 2019 übergeben wurde.

Barbara Prammer Hof.
Insgesamt gibt es in Wien aktuell 1.800 Gemeindebauten mit über 220.000 Wohnungen, in denen rund eine halbe Million Wienerinnen und Wiener leben.
Wie Wiener Wohnen werkt
Die Verwaltung der Wiener Gemeindewohnungen obliegt der städtischen Tochtergesellschaft Wiener Wohnen. Dort werden rund 10.000 Mitverträge pro Jahr neu abgeschlossen, etwa 160.000 Gebrechensmeldungen werden jährlich behandelt.
Der Gemeindebau des „Roten Wien“ hat sich neben dem leistbaren Wohnen auch wegen der vielen Gemeinschaftsflächen ausgezeichnet.

Ein Blick in die Anlage am Schöpfwerk, wo "Muttertag" gedreht wurde.
So waren grüne Innenhöfe in vielen Bauten Standard, 590 Hektar Grünflächen weist Wiener Wohnen für die Gemeindebauten heute aus, in denen etwa 68.000 Bäume gezählt werden.
Gemeinschaft im Vordergrund
Auch Gemeinschaftsräume, soziale Einrichtungen wie Kinderbetreuung, Spielplätze, Geschäfte und Lokale wurden mitgedacht, auch in den neuen Projekten finden gemeinschaftlich genutzte Areale Platz.
Noch ein paar Fakten aus dem Gemeindebau, die Wiener Wohnen berechnet hat: Stapelt man alle 7.900 Aufzüge übereinander, ergibt sich zwei Mal die Höhe des Himalaya-Gebirges, alle Wäschetrockner der Wiener Gemeindebauten hintereinander aufgestellt würden einmal den Ring umrunden.
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