Der Terror der Touristenbusse

Die Touristenbusse im Karmeliterviertel sorgen für Unmut bei den Anrainern.
Bürgerinitiative fürchtet um die Ruhe und Sicherheit im Grätzl.

Ruhig, hip, kinderfreundlich. Diese Attribute sind es, die das Karmeliterviertel im 2. Bezirk bei seinen Bewohnern so beliebt machen. Doch seit sich die Stadt ein neues Buskonzept verpasst hat, rumort es hier gewaltig. Mit 1. Mai wurden, wie berichtet, die Touristenbusse aus der Innenstadt verbannt – seither kutschieren die Hop-on-Hop-off-Busse die Touristen eben nicht mehr zum Stephansplatz, sondern zum Augarten und dann weiter durch die engen Gassen des Karmeliterviertels. Eine Gruppe erboster Leopoldstädter rund um Anrainerin Verena Buxbaum, Mutter von fünfjährigen Zwillingen, hat jetzt die Bürgerinitiative "pro karmeliterviertel" gegründet. Buxbaum: "Die Busse sollen außen herum fahren, die Obere Augartenstraße entlang, die Taborstraße ... aber nicht mitten durchs Grätzl. Dafür sind die Gassen hier einfach zu eng."

Am Samstag habe sie mitgezählt, sagt Buxbaum. "In einer Stunde sind 18 Busse durch die Malzgasse gefahren, elf davon waren Hop-on-Busse. Alle drei Minuten ein Bus – das ist unerträglich."

Schule in Gefahr?

Der Terror der Touristenbusse
Bürgerinitiative Karmeliterviertel Protest gegen Hop on Hop off Busse jüdische Schule Malzgasse 1020 Wien
"Die Busse sind eine Gefahr für Fußgänger, Radfahrer und vor allem für die vielen Kinder der umliegenden Schulen", ergänzt Alexander Schell, Anrainer und Vater eines sieben Monate alten Babys. Besonders gefährdet scheint der Bürgerinitiative die jüdische Schule in der Malzgasse: Sie wird von einem Polizisten bewacht, ist durch eine hohe Mauer samt Zaun vom Gehsteig abgeschirmt – "aber wenn ein offener Doppeldeckerbus vorbeifährt, kann man theoretisch alles Mögliche aus dem Bus in den Schulhof werfen", sagt Buxbaum. Eine ideale Plattform für terroristische Angriffe, fürchtet man auch in der Schule. Raimund Fastenbauer, der Generalsekretär für jüdische Angelegenheiten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, war aus diesem Grund am Mittwoch auch bei einem runden Tisch dabei, bei dem gemeinsam mit Magistrat und Busbetreibern mögliche Lösungsansätze diskutiert wurden. "Weil auch über Sicherheitsfragen gesprochen wurde", wollte Fastenbauer danach aber keine Stellungnahme abgeben.

Bezirksvorsteher Karlheinz Hora sagte nach dem runden Tisch, man wolle nun prüfen, ob eine Änderung der Linienführung der Hop-on-Busse möglich ist. Zudem kündigte er ein Fahrverbot für Reisebusse an, "die anders als die Hop-on-Busse keine Linienbusse sind, sich aber oft einfach an diese dranhängen".

Für Buxbaum sind die Ziele der Bürgerinitiative damit nicht erreicht. "Wir machen weiter, bis das Karmeliterviertel wieder ganz frei von Touristenbussen ist."

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