Der Bluff der illegalen Glücksspiel-Seite
Eines steht für Spielsucht-Expertin Elisabeth Gizicki-Merkinger fest: "Nur wegen eines Verbots ist in Wien sicher nichts vorbei. Bei der nächsten Gelegenheit werden die Spieler wieder spielen." Und Gelegenheiten bieten sich nicht erst im Nachbarstaat oder im nächsten Bundesland, sondern im eigenen Haus. Nach dem Verbot des kleinen Glücksspiels in Wien fürchten Experten einen Boom bei Online-Anbietern.
Wie der KURIER berichtete, hat nur die Casino Austria-Tochter win2day eine Bundeskonzession und darf als einziger virtueller Anbieter in Österreich Werbung für seine Glücksspiel-Seite machen. Wie kann es aber sein, dass auch die Reklame der(in Österreich nicht legalen) Plattform MrGreen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen ist?
"Glücksspiele werden im ORF jedenfalls nicht beworben", heißt es dazu aus dem ORF. Denn, so erklärt ein Sprecher weiter: In der Werbung, die auf ORF zu sehen ist, werde lediglich die Spielseite MrGreen.at beworben, "eine reine Spielseite, bei der es zu keinem Geldfluss durch den Spieler kommt, weshalb das Glücksspielgesetz nicht tragend wird."
Spielgeld
MrGreen ist in Österreich mit zwei Seiten vertreten, mit mrgreen.com und mrgreen.at. Während Erstere eine richtige Glücksspielseite ist, kann man auf der zweiten lediglich mit Spielgeld zahlen. Die Verwendung von sogenannten "Social Gaming"-Seiten als Köder ist laut Experten keine Seltenheit. Auch wenn nur ein geringer Prozentsatz der Social Gamer ins richtige Geschäft einsteigt; die Spaß-Seite ermöglicht es Glücksspiel-Anbietern, auf Sendern legal zu werben.
Ein Sprecher von MrGreen begründet die Spielgeld-Variante des Konzerns mit einem neuen Fokus auf "soziale Verantwortung". Man wolle "eine sichere Umgebung zum Spielen bieten".
Doch ein richtiger Spielerschutz sieht für Experten anders aus. Suchttherapeut Aron Kampusch fordert härtere Kontrollen und die Einbindung der Banken. Gizicki-Merkinger: "Warum werden manche Seiten nicht einfach gesperrt?"
Ganz so einfach sei die Situation allerdings nicht, heißt es im Finanzministerium: "Durch die rasch voranschreitende Entwicklung und die schnelle Verbreitung stellen illegale Glücksspiele die Aufsichtsbehörden vor eine große Herausforderung." Es brauche dazu länderübergreifende, europäische Kooperationen.
„Das ist doch nur ein Alibi“, wirft Automatenverband-Chef Helmut Kafka dem Ministerium vor. Aus Brüssel werde in den nächsten Jahren kein Gesetz kommen. „Da kommen maximal windelweiche Weisungen.“
Razzia
Indes führte die Finanzpolizei am Mittwoch in Wien die erste Großrazzia nach Verbot des kleinen Glücksspiels durch. Dabei wurden laut ORF rund 50 illegal aufgestellte Spielautomaten beschlagnahmt.
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