Denkmalschutz bremst Stationsumbau
7 Monate wird an der Josefstädter U6-Station schon gearbeitet. Zehn Monate soll der Umbau noch dauern. Ursprünglich hätte die Sanierung der U6-Station Josefstädter Straße zwei Monate in Anspruch nehmen sollen. Als im Juni des Vorjahres im Budget der Wiener Linien noch Geld zur Sanierung historischer Stationen übrig war, entschloss man sich den mehr als 100 Jahre alten Otto Wagner-Bau im Sommer zu sperren, um eine zügige Generalsanierung durchzuziehen. Im Jahr davor war diese an der Station Nussdorfer Straße gelungen.
Die Zeitpläne hielten nicht. 17 Monate später ist die Langzeitbaustelle immer noch hinter Plastikplanen versteckt. Maurer und Fassadenexperten sind immer noch mit Arbeiten am denkmalgeschützten Objekt beschäftigt. Bahnsteige und Stiegenaufgänge sind provisorisch benutzbar, nachdem sie von Juni bis November des Vorjahres komplett gesperrt waren.
Bei den Sanierungsarbeiten entdeckte man, dass die Schäden an der einstigen Stadtbahnstation größer waren, als angenommen. Die gesamte Gleistrasse musste auch neu gebaut werden. Dicke Betonträger sorgen nun dafür, dass die schweren U-Bahnzüge sicher über die Station donnern können.
Die Baukosten explodieren. Statt zwei bis drei Millionen zu investieren, sind nun sie zehn Millionen nötig.
Das ist das Hauptproblem: Architekt Otto Wagner hatte seinerzeit einen harmonischen Bau entworfen. An Abwasserschächte für das Regenwasser hat er aber nicht gedacht. Über Jahrzehnte sickerte immer mehr Regenwasser ins Gemäuer. Die Fassaden wurden brüchig und schließlich mussten sich die Wiener Linien entschließen, die Strecke zwischen Westbahnhof und Alser Straße gänzlich zu sperren. 140.000 Fahrgäste mussten monatelang tagtäglich auf andere Verkehrsmittel ausweichen oder die Ersatzstraßenbahnlinie E benützen. Die Kaiserstraße musste wegen Staus zur Einbahnstraße erklärt werden und die Straßenbahnlinie 9 wurde massiv verstärkt.
Erst ab Schulbeginn 2011 konnten die Züge der U6 wieder durch die Station fahren, jedoch nicht in der Station halten. Vor fast genau einem Jahr, am 25. November 2011, konnte der Betrieb mit Nottreppen aus Stahlgerüsten wieder aufgenommen werden. Gerade rechtzeitig, um den Kaufleuten der Josefstädter Straße doch ein Weihnachtsgeschäft zu bescheren.
In den nächsten Monaten folgen der Innenausbau und die Bahnsteigfliesen. Erst im Herbst 2013 soll das Jugendstilbauwerk an der Josefstädter Straße wieder in leuchtendem Weiß erstrahlen, sodass auch Otto Wagner seine helle Freude daran gehabt hätte.
Kommentare