Demokratiehauptstadt: Wien übergibt an Cascais

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Ein Jahr lang war Wien "Europäische Demokratiehauptstadt". Nun geht der Titel nach Cascais.

Wien ist nicht mehr Europäische Demokratiehauptstadt. Ein Jahr lang durfte sich die Stadt den Titel auf die Fahnen heften. Jetzt aber ist es vorbei, den Namen hat sich nun eine andere Stadt gesichert – und zwar Cascais in Portugal.

Die Staffelübergabe fand am Dienstag im Wiener Rathaus statt. Nuno Piteura Lopes, der Bürgermeister von Cascais, kam eigens nach Wien, um sich den Titel abzuholen.

Dritte Hauptstadt

Cascais wird damit zur bisher dritten Demokratiehauptstadt – nach Barcelona und Wien.

Letztere hat als Titelträgerin seit vergangenen November das Wiener Demokratiejahr ausgerichtet. 600 Veranstaltungen hat es in diesem Zeitraum zu dem Thema gegeben.

Unter anderem wurden bei den „Innovation in Politics Awards“ 80 Projekte aus 34 Ländern vorgestellt und im Rahmen der „Truth, Lies and Democracy Game Jams“ 14 Computerspiele gegen Desinformation entwickelt. Außerdem fand im Mai eine Bürgermeisterkonferenz in Wien statt, im September wurde der Wiener Demokratietag begangen, und auch ein neues Förderprojekt für Demokratie-Projekte wurde ins Leben gerufen. Insgesamt 300.000 Euro wurden zur Verfügung gestellt, 34 Projekte seien davon finanziert worden, wurde am Dienstag berichtet.

„Viele dieser Veranstaltungen sind in Wien entstanden und hier weiterentwickelt worden“, sagt Helfried Carl, der Gründer der Initiative „European Capital of Democracy“, die ihren Sitz in Wien hat. Nun wolle man diese sowie weitere Formate mit nach Cascais nehmen.

"Demokratie mit Leben füllen"

Der dortige Bürgermeister Lopes meinte dazu: „Ich gehöre einer Generation an, die es nicht schlecht findet, etwas zu kopieren. Falsch ist es nur, etwas zu kopieren, das schlecht ist.“ Die Arbeit Wiens im vergangenen Jahr sei aber inspirierend gewesen, man wolle sich ein Vorbild nehmen.

Übergeben hat den Staffelstab der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gemeinsam mit Demokratiestadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ). Den Raum für die Übergabe habe Ludwig nicht zufällig gewählt, wie er sagt. „Hier im Roten Salon ist vor 80 Jahren der Startschuss für die Zweite Republik gelegt worden.“ Und zwar mit der konstituierenden Sitzung der provisorischen Bundesregierung unter Karl Renner. Die Jahre davor hätten gezeigt, dass Demokratie „keine Selbstverständlichkeit“ sei, sondern „ein gemeinsamer Auftrag, den wir Tag für Tag mit Leben füllen müssen“.

Mit der Weitergabe des Titels als Demokratiehauptstadt werde deshalb nur die Staffel abgegeben, sagt Stadtrat Czernohorszky. „Nicht aber das Engagement an der Demokratie.“

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