Das Erfolgsrezept der Pizzeria Mafiosi in Wien
In Linz sorgten vor einem Monat Razzien des Bundeskriminalamts in mehreren Pizzerien für Wirbel: Ein Promi-Wirt mit kalabresischen Wurzeln stand unter Verdacht, Drahtzieher einer der mächtigsten Mafia-Organisationen Europas zu sein.
Einen Pizzeria-Mafioso gibt es auch 200 Kilometer entfernt, in Wien – ganz ohne kriminellen Hintergrund. Ghassan Al Omari, langjähriger Chef der Kult-Pizzeria Mafiosi, ist seit 34 Jahren eine Wiener Legende. Der heute 60-Jährige kam 1987 nach Wien, um sich dort seinen Traum einer eigenen Pizzeria zu verwirklichen.
Neuer Standort
Was ihm durchaus gelungen ist, wenn man das urig eingerichtete Lokal auf der Reindorfgasse 7 in Rudolfsheim-Fünfhaus betritt. Das ursprüngliche Lokal war nur 20 Meter entfernt gelegen.
Da das Haus abgerissen wurde, musste sich Al Omari einen neuen Standort für seine Pizzeria suchen. Wichtig waren ihm dabei zwei Dinge: Dieselbe Gegend, dasselbe Konzept. „Die Leute kennen uns in dieser Straße seit Jahren. Und es hat bisher so gut funktioniert. Diesen Status wollte ich keinesfalls durch einen Umzug in einen anderen Bezirk gefährden“, sagt der 60-Jährige.
Urige Einrichtung
Gesagt, getan. Im vergangenen Oktober bezog Al Omari schließlich die neuen Räumlichkeiten. Besucht man das Lokal zum ersten Mal, weist nur der Geruch nach frischgebackener Pizza daraufhin, dass man sich tatsächlich in einer Pizzeria befindet. Die Wände sind mit dunklem Holz getäfelt und mit alten Colts, Fotos aus den Alpen und Kuckucksuhren geschmückt.
„Es mag die Leute wundern, aber ich bin ein Fan der Tiroler Alpen“, erzählt Al Omari und deutet auf eines der Schneebilder an der Wand. Im Hintergrund läuft ein Song von David Bowie.
Um die Mittagszeit sind an diesem Samstag alle sieben Tische besetzt. Im Lokal ist Platz für 30 Gäste. Es dauert keine drei Minuten, bis Rami Al Omari, der Bruder des Betreibers, mit der Speisekarte anrückt.
Tiefpreise
Der Blick darauf mag Gäste, die die Pizzeria nicht kennen, erstaunen: Die günstigste Pizza ist die Margherita für 4,20 Euro, die teuerste die Al Capone für 6,60 Euro. Ob das geht in Zeiten der Teuerung? „Ja, es geht. Wir müssen unsere Pizzen zwar einen Euro teurer als bisher verkaufen, weiter nach oben wollen wir aber nicht gehen“, sagt der Betreiber bestimmt.
Hotspot für Studenten
Vor allem die Stammkunden würden die Preise schätzen, sowie die hohe Qualität. Und die freundliche Bedienung. „Das ist unser Erfolgsrezept“, sagt Rami Al Omari.
Besonders unter Studenten ist das Lokal seit Generationen beliebt: Wer nach Wien kommt, um hier zu studieren, und etwas auf sich hält, der kommt an einem Besuch hier nicht vorbei.
Das steckt hinter dem Namen
All-you-can-eat-Lokale gibt es viele in der Stadt, sie locken mit niedrigen Preisen, großen Portionen und kalten Getränken. Die Pizzeria Mafiosi aber vermittelte auch Stimmung und Lebensgefühl mitsamt des dunklen Wandverbaus und dem schummrigen Licht.
Und: Ein bisschen konnte man sich immer selbst wie ein Mafioso fühlen. Denn das Gerücht, dass die niedrigen Preise zweifelhaften Verbindungen zu verdanken seien, wurde unter Studenten immer gerne erzählt. Ob es ernst zu nehmen ist? Nein.
Aber woher kommt der Name der Pizzeria? „Früher bin mit meinen drei Freunden immer mit Sonnenbrille und zurückgegelten Haaren über unseren Uni-Campus spaziert. Die Leute haben uns nur ,die Mafiosi‘ genannt. Und der Name ist geblieben“, schmunzelt der Syrer.
Der berühmteste Gast
Einer der bekanntesten Gesichter in der Pizzeria Mafiosi ist übrigens Superstar RAF Camora. Mit einer medienwirksamen Aktion sorgte der Rapper im Sommer vergangenen Jahres dafür, dass das Lokal von Ghassan Al Omari von Gästen nahezu überrannt wurde. Und das bei strömendem Regen. Grund dafür war das geknickte Ego des Superstars.
Rapper zahlte 1150 Pizzen
Der Rapper, der in Rudolfsheim-Fünfhaus aufgewachsen war, verbindet mit der Pizzeria Mafiosi seine Kindheit und Jugend. Umso mehr schien es ihn zu stören, dass ihn der Betreiber des Lokals – Al Omari – nie erkannte.
Um das zu ändern, startete der Rapper eine Aktion: Er kaufte 1150 Pizzen im Voraus, die dann von seinen Fans in der Pizzeria gegessen werden konnten.
Einzige Voraussetzung: Die Fans mussten Al Omari ein Foto des Rappers zeigen. Als Dank schenkte ihm der Pizzeria-Chef daraufhin eine Kerze, die 20 Jahre lang an der Bar gestanden hatte. „Ich werde sie in Ehren halten“, schrieb der Star auf Instagram.
Kommentare