Das Erbe der k.u.k. Hoflieferanten
Was Brad Pitt, Meryl Streep und Yoko Ono mit Wien zu tun haben? Sie kaufen hier jedenfalls alle drei gerne ihre Hüte. Und zwar beim Mühlbauer in der Seilergasse 10 (1. Bezirk); einem Traditionsbetrieb, der 1903 am Floridsdorfer Spitz gegründet wurde.
Trotz schwieriger Zeit und ständig wechselnden Modevorstellungen konnte sich die Hutmanufaktur in den vergangenen Jahrzehnten auch international einen Namen machen. 15.000 Hüte werden nun jährlich gefertigt. Es ist eine Entwicklung, die nicht viele Traditionsunternehmen geschafft haben.
Internationale Ketten
Steigende Mietpreise und die Konkurrenz durch internationale Ketten üben starken Druck auf die Familienunternehmen aus.
2008 musste die k.u.k. Konditorei Lehmann am Graben sperren, weil sie die kolportierten 35.000 Euro Mietkosten nicht zahlen konnte. Den Platz nahm eine Schweizer Schuhhersteller ein.
Am Petersplatz 1, wo sich früher die Fleischerei Weisshappel mit den "Lieblingsfrühstückswürsterl" von Kaiser Franz Joseph befand, bekommen Gäste nun thailändische Gerichte serviert.
Aber vielleicht werden die Zeiten für Familienbetriebe auch wieder besser. Das Interesse an handgefertigter, fair produzierter Ware steige jedenfalls wieder, meint Rudolf Scheer, der die Schusterei in der Bräunerstraße in siebter Generation führt. "Am Ende gewinnt immer der Ehrliche. Die Menschen suchen echte Emotionen. Da tun wir uns leichter als große Ketten. Wir liefern Qualität – und die Kunden schätzen das."
Rund zwei Dutzend von ehemals Hunderten Traditionsbetriebe bestehen noch. Neben Mühlbauer und Scheer ist das etwa die Süßwarenfabrik Manner oder die Lustermanufaktur Lobmeyr.
Was Wien ausmacht
Freya Martin, Metroverlag, 19,90 €
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