Cybercrime: Die Gefahr aus dem Netz

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Die Computerkriminalität steigt seit Jahren. Ein Experte erklärt, worauf die Nutzer achten müssen.

Cybercrime hat viele Gesichter und wird mit zunehmender Digitalisierung immer mehr zum Thema. Egal, ob Computer, Smartphone, sprachgesteuerter Lautsprecher oder Smartwatch. Die neuen technischen Geräte bieten Kriminellen immer mehr Angriffsfläche. Doch was ist Cybercrime überhaupt? Laut Definition wird der Begriff in zwei Bereiche unterteilt. Cybercrime im engeren Sinn und im weiteren Sinn. Bei Ersterem versteht man jene Straftaten, die an IT-Systemen oder Daten begangen werden (Zugriff auf ein Computersystem). Cybercrime im weiteren Sinn nutzt das Internet als Kommunikationsplattform (etwa Darknet, das über Suchmaschinen nicht erfasst wird) und umfasst auch Betrugsdelikte.

Delikte steigen

In den vergangenen zwei Jahren stiegen die Cybercrime-Delikte stetig – und das rasant. Wurden 2015 in Österreich 10.010 Straftaten angezeigt, waren es im Jahr darauf bereits 13.103. Das ergab innerhalb eines Jahres einen Zuwachs von 30,9 Prozent an kriminellen Handlungen mit dem Computer, einem Hardware-Gerät oder einem Netzwerk. Ein weltweiter Trend. Und das scheint erst der Anfang zu sein. Laut der Kriminalstatistik wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 7541 Fälle gezählt. Eine Hochrechnung für das Jahr 2017 würde rund 15.000 Delikte ergeben. Und das obwohl laut Experten die stärkste Zeit für Cybercrime-Delikte, die Weihnachtszeit, noch nicht miteinberechnet wäre.

Leopold Löschl, Leiter vom Cybercrime-Competence-Center des Bundeskriminalamtes, erklärt im KURIER-Interview, worauf die Nutzer besonders achten müssen und welche Gefahren im Netz lauern.

Cybercrime: Die Gefahr aus dem Netz
Leopold Löschl, Cybercop; Honorarfrei!
KURIER: Was sind für Privatpersonen die größten Bedrohungen?

Löschl: Von der Menge der Fälle her ist es Ransomware.Wo es um verschlüsselte Dateien am PC geht und diese nur gegen Lösegeld wieder freigegeben werden. Wir hatten teilweise 40 Fälle in der Woche. Jetzt sind es circa 1000 Fälle im Jahr.

Wie schaut es bei den Unternehmen aus?

Bei Angriffe auf Unternehmen sind es meist DDoS–Attacken, wo man die Funktionen dieser Betriebe außer Gefecht setzen kann.

Wie schaut es mit Identitätsdiebstahl aus?

Das ist in Österreich kein spezielles Delikt. Falsche Identität ist aber immer ein Einstieg in andere Delikte. Wenn ich eine Identität habe, kann ich ein Konto eröffnen, kann ich Firmen gründen, etc. Identität ist immer einer der Bausteine für ein gutes und erfolgreiches kriminelles Geschäftsmodell.

Wie kann man sich am besten dagegen schützen?

Es beginnt im Kopf. Ich brauche das entsprechende Verständnis und Gefahrenbewusstsein. Ein Vergleich mit dem realen Leben: Wenn ich zu Hause Fenster und Türen offen lasse, darf ich mich nicht wundern, wenn jemand einsteigt.

Spielen Social-Media-Kanäle, wie Facebook und Twitter bei den Delikten eine große Rolle?

Ja, einerseits im Betrugsbereich und andererseits bei Schadprogrammen. Ein Beispiel: Sie bekommen einen Link, klicken drauf und laden sich ein Schadprogramm herunter. Es ist aber auch gleichzeitig eine Quelle für Kriminelle. Ich poste ein Foto aus dem Urlaub und diese Information kann gegen einen verwendet werden (Zum Beispiel für einen Einbruch, Anm).

Fehlt den Leuten das angesprochene Bewusstsein?

Den Menschen fehlt definitiv das Gefahrenbewusstsein. Ein Beispiel: Im Internet können Sie all das bekannt geben, was sie auch in ihrem Dorf am Hauptplatz veröffentlichen können. Alles, was sie dort nicht sehen wollen, sollten sie auch nicht im Internet preisgeben.

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