Wiener City fordert Maßnahmenplan gegen Massentourismus
Noch klingen die lautstarken Klagen der Touristiker und Gastronomen in den Ohren, nachdem die Pandemie Hotels, Museen und Innenstädte über Nacht und über viele Monate leer gefegt hat.
So schnell wie der Tourismus durch Corona lahmgelegt wurde, so schnell erholt er sich jetzt wieder: Die Wiener Hotels verbuchten im Februar 881.000 Nächtigungen und damit 92 Prozent des Februar-Niveaus vor der Pandemie.
Die Freude darüber ist jedoch nicht gänzlich ungetrübt. Im 1. Bezirk – die wichtigste Anlaufstelle der Wien-Besucher – blickt man bereits wieder der drohenden Gefahr des Overtourism entgegen. Also eine von Touristen völlig überfüllte Stadt, mit allen negativen Auswirkungen.
Um das zu verhindern, hat die Bezirksvertretung am Mittwoch einstimmig einen Antrag für einen „Maßnahmenplan Tourismus Innere Stadt“ angenommen, mit dem der Qualitätstourismus gefördert werden soll. Darin wird die Stadtregierung gebeten, gemeinsam mit dem Bezirk entsprechende Lösungen zu erarbeiten.
„Wir sind beliebtes Ziel für Touristen aus der ganzen Welt. Das ist erfreulich, bringt aber auch Herausforderungen mit sich“, sagt Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP). „Für uns steht die Authentizität der Inneren Stadt im Vordergrund sowie die Lebensqualität der Menschen, die hier leben.“
"Verramschung"
Besondere Herausforderungen seien laut Figl die „Verramschung“ des öffentlichen Raums durch überbordenden Straßenverkauf oder der Wildwuchs von Touristen-Fahrgelegenheiten, wie etwa die Fahrradtaxis.
Ganz so dramatisch sieht man die Lage bei Wien Tourismus nicht. Selbst in Zeiten höchster Besucherzahlen sei sie nicht mit jener in Städten wie Amsterdam oder Barcelona vergleichbar gewesen, die von Horden von partywütigen Touristen geflutet würden. Die Wien-Besucher seien hingegen in hohem Maße an Kultur interessiert, betont ein Sprecher.
Grundsätzlich ziehe man aber mit dem 1. Bezirk am selben Strang. „Die erwähnte Verramschung beäugen auch wir skeptisch.“
Was die Wiener wollen
Ähnlich ambivalent ist auch die Einstellung der Bevölkerung, wie Umfragen von Wien Tourismus zeigen. Demnach stehen 90 Prozent dem Tourismus grundsätzlich positiv gegenüber, 60 Prozent wünschen sich aber eine stärkere Regulierung, etwa von Straßenverkäufern. Deshalb habe die Stadt noch vor der Pandemie beschlossen, dass Ticket-Verkäufer nur mehr in bestimmten Zonen stehen dürfen, aktuell laufe gerade eine Evaluierung, sagt der Sprecher.
Gezielt versuche man seit einigen Jahren auch, vor allem öfter wiederkehrenden Gästen Attraktionen außerhalb des Stadtzentrums schmackhaft zu machen.
Positiv sieht man bei Wien Tourismus die geplante Verkehrsberuhigung: „Damit würden sich nicht nur die Gästeströme, sondern alle, die in der Innenstadt unterwegs sind, besser verteilen und den ganzen Bezirk noch attraktiver machen.“
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