Weiter Warten auf den Campus der Religionen

Campus der Religionen: Hissung der israelischen Flagge
Für den gemeinsamen Ort für acht Religionen muss ein neues Konzept erarbeitet werden, Gespräche soll es im Herbst geben.

Der Campus der Religionen in der Seestadt Aspern kann derzeit nicht mit besonders viel aufwarten als mit Symbolik. Das Land liegt brach, zu sehen sind allerdings Fahnen aller acht Religionsgemeinschaften, die dort gemeinsame Sache machen wollen.

Weil die Fahne der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) dort zum wiederholten Mal mutwillig zerstört wurde, wurde sie – wie berichtet – von Vertretern aller Religionen im Beisein von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Sonntag neu gehisst. Die Fahnen sind also wieder vollzählig. Auf den Campus – die Idee ist ein gemeinsamer Platz für Kirchen und Bethäuser, der die Gleichrangigkeit der Religionsgemeinschaften hervorheben soll – muss man hingegen noch länger warten.

Im Herbst soll es weitere Gespräche geben, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro zum KURIER.

Neues Konzept

Wie das Projekt künftig aussehen wird, ist noch nicht zu erfahren. Klar ist aber, dass eine Neukonzeptionierung notwendig ist, da einige Stolpersteine aufgetaucht sind.

Zunächst schien alles auf Schiene zu sein: Im Juni 2015 wurde das Baufeld gesegnet, 2020 wurde ein Architekturwettbewerb gestartet, bei dem es 44 internationale Einreichungen gab. Den Zuschlag erhielt das Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig ZT GmbH.

Ursprünglich war gemeinsam mit der Kirchlich Pädagogischen Hochschule (KPH) ein 10.000 m² großer Gebäudekomplex vorgesehen, bei dem auch die unterschiedlichen religiösen Bauten unter einem Dach vereint sein sollten. Mittlerweile ist aber die KPH abgesprungen, weil sie doch nicht in die Seestadt ziehen will. Coronapandemie und Inflation haben den Bau des Campus der Religionen weiter gebremst. „Es gibt keine konzeptionellen Neuigkeiten“, sagt Harald Gnilsen, Vorsitzender des Vereins Campus der Religionen, der 2010 die Idee mit dem damaligen Planungsstadtrat Rudolf Schicker geboren hat.

Er betont aber, dass „die Religionsgemeinschaften festhalten, dass der gewachsene Zusammenhalt, Respekt und die Solidarität unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften auch einen ’speziellen Ort’ haben soll, um die friedvolle Kooperation als Einmaligkeit festmachen zu können“. Der katholische Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki sagte am Sonntag zum ORF, dass, unabhängig davon, in welcher Form der Campus der Religionen letztlich realisiert werde, die Zukunft, also die interreligiöse Zusammenarbeit, in Wien bereits gelebt werde und verwies auf den Wiener Rat der Religionen, bei dem man gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung wahrnehme.

Besagter Rat ist 2023 gegründet worden. Erst im Februar diesen Jahres wurde bekannt gegeben, dass man eine gemeinsame Grundsatzerklärung plane, in der man Themen und Prinzipien festhalten wolle, die ein respektvolles Miteinander und den interreligiösen Dialog fördern.

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