Initiiert wurden diese Führungen vom Volkskundemuseum Wien. Seit 1978 nutzt das Museum den Bunker nämlich als Depot. Da die Aufbewahrung dort aus konservatorischen Gründen aber problematisch ist, werden die gelagerten Objekte derzeit in das Hauptdepot im Hafen Freudenau übersiedelt – und es wird über eine neue Nutzung des Bunkers als möglichen Ausstellungs- und Veranstaltungsort nachgedacht. Für La Speranza eine gute Sache: „Es ist hinsichtlich einer pädagogischen und gesellschaftspolitischen Aufklärungsgedenkkultur wichtig, wenn solche baulichen Hinterlassenschaften des Dritten Reiches als Positionsmarker der Vergangenheit erkennbar bleiben.“
Originalzustand
Zu sehen gibt es im Bunker jedenfalls genug. „Das Interieur ist noch beinahe im kompletten Originalzustand erhalten“, sagt Lukas Arnold, der gemeinsam mit La Speranza das Forscherteam Wiener Unterwelten bildet. Gemeinsam wollen die beiden „einen Einblick in die schreckliche Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern geben, damit sich diese Ereignisse nie wieder wiederholen“, so Arnold. Darum laute das Motto der Führungen „Erinnerungskultur: Schwieriges Erbe“.
Wer einen Blick in den Bunker unter dem Schönbornpark wirft, weiß auch, wie die anderen ausgesehen haben. Der Grund dafür sei die oft zitierte deutsche Gründlichkeit, sagt La Speranza: In den Jahren 1940/’41 wurden in der „Gauhauptstadt Wien“ im Zuge des sogenannten „Führer-Sofort-Programms“ – angeordnet in Berlin von Adolf Hitler – , rund 30 einheitlich konzipierte Bunkeranlagen errichtet.
Erbaut wurden sie von Zwangsarbeitern nach ganz genauen Vorgaben. Die 40x20 Meter großen Anlagen hatten allesamt Schutzraum-Belüfter, sanitäre Anlagen und Aborte. Die Bunker bestanden nicht aus einem großen Raum, sondern aus mehreren Kammern, um Massenpaniken zu vermeiden.
Konzipiert waren sie für rund 300 Personen – hauptsächlich für Mütter und Kinder –, im Ernstfall suchte aber mindestens die doppelte Anzahl innerhalb der Betonmauern Schutz. Zwischen 1943 und 1945 gab es 53 Luftangriffe auf Wien, der Alarm ging aber wesentlich öfter los.
Jugendliche erzählen
Einen weiteren Bunker, den man besichtigen kann, gibt es unter dem Arne-Karlsson-Park am Alsergrund. Das ansässige Bezirksmuseum hat zusammen mit Schülern des Erich-Fried-Realgymnasiums die Dauerausstellung „Durch die Dunkelheit und wieder zurück“ ins Leben gerufen. Jugendliche führen dabei durch den „Erinnerungsbunker“ und erzählen dabei vor allem über die Leiden der Zivilbevölkerung während des Bombenkriegs.
Infos zu den Führungen:
Bunker Schönbornpark
Wer noch Tickets ergattern will, muss schnell sein. Plätze gibt es noch am 4. Oktober. volkskundemuseum.at
Bunker Arne-Karlsson-Park
Das Konzept sieht vor, dass Schüler von Schülern durch den Bunker geführt werden. Es gibt aber auch gesonderte Führungen für Erwachsene nach Vereinbarung. Kontakt: bm1090@bezirksmuseum.at
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