Brutale Raubserie: Viertes Opfer ist ein Kind

Brutale Raubserie: Viertes Opfer ist ein Kind
Den Täter könnte nicht nur Beute, sondern Gewalt anspornen, vermuten die Ermittler.

Opfer Nummer vier ist erst 13 Jahre alt: Vergangenen Samstag schlug in der Davidgasse in Wien-Favoriten der gesuchte Serienräuber erneut zu – wieder mit einem Metallgegenstand. Das Mädchen, das von einem Gottesdienst am Heimweg war, hatte sich kurz zuvor von ihrer Freundin getrennt.

Die Polizei war sofort vor Ort. Als der Sozialmedizinische Dienst eintraf, saß die 13-Jährige verletzt im Stiegenhaus. Wie die drei vorangegangen Opfer erlitt sie schwere Kopfverletzungen sowie Wunden im Gesicht und Genick. Der Täter flüchtete – wie in den drei anderen Fällen – mit der erbeuteten Tasche.

Brutale Raubserie: Viertes Opfer ist ein Kind

Nach dem vierten Coup gelang es den Ermittlern, ein Phantombild anzufertigen (siehe rechts). Der Gesuchte dürfte zwischen 20 und 30 Jahre alt, rund 1,80 Meter groß und immer dunkel gekleidet sein. Die Taten haben mehrere Gemeinsamkeiten: Sie ereigneten sich in einem überschaubaren Grätzel in Favoriten, der Täter schlug immer im Dunkeln zu; und immer von hinten mit einem Metallstück.

Das Motiv des Unbekannten könnte nur vordergründig die Beute, also Handtaschen mit Bargeld, Mobiltelefonen und Ausweisen, sein. "Es liegt der Verdacht nahe, dass den Täter nicht finanzielle Motive antreiben. Ein Motiv könnte auch sein, dass er bewusst Gewalt ausübt", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Die hinterhältigen Attacken werden laut Polizei "mit äußerster Brutalität" ausgeführt. Eine 25-Jährige, die am 6. April vor ihrer Wohnadresse schwer verletzt wurde, war tagelang im SMZ-Ost im Tiefschlaf. Die zwei übrigen Opfer befinden sich bereits auf dem Weg der Besserung.

Brutale Raubserie: Viertes Opfer ist ein Kind

Haller: "Ausüben von Macht"

Die Ermittler der Gruppe Hösch des Wiener Landeskriminalamtes suchen nicht nur nach Zeugen, sondern analysieren auch die Taten. Für Psychiater Reinhard Haller, der mit dem Fall nicht im Detail befasst ist, sind zwei Motiv-Lagen möglich. Entweder der Täter "setzt einfach nur eine besonders brutale Form des Raubes ein", die derzeit offenbar Erfolg zeitige. Das könnte ihn zu Wiederholungen verleiten. Oder: "Es geht nur vordergründig um den Raub, im Grunde aber um sadistische, machtausübende und sexuelle Motive." Typisch an solchen Serientätern seien jedenfalls die impulsiven Ausbrüche in einem kurzen Zeitraum – im aktuellen Fall schlug der Täter seit 23. März vier Mal zu.

Einen Schluss aus der räumlichen Nähe der Tatorte kann Haller nicht ziehen. Er geht nicht davon aus, dass der Gesuchte unweit von dort wohnt. "Tut er es doch, weist das auf intellektuelle Probleme hin", erklärt der Psychiater und Gerichtsgutachter.

Die Exekutive rät dazu, aufmerksam zu sein und sich nach Hause begleiten zu lassen. Der Verein der Freunde der Wiener Polizei lobte 5.000 Euro für Hinweise zur Person des Täters aus. Die nehmen das LKA unter 01-31310/33314 oder der Journaldienst unter 01-31310/33800 entgegen.

ÖVP-Funktionär ausgeraubt

Verletzt wurde in der Nacht auf Karfreitag in Wien-Hernals auch ein Mitarbeiter der politischen Akademie der ÖVP. Ein Zusammenhang zur Raubserie in Favoriten besteht nicht. Zwei ungefähr 25 Jahre alte Männer rissen den Mann auf dem Weg nach Hause an der Ecke Andergasse/Dornbacher Straße nieder, traktieren ihn mit Tritten und Schlägen – auch mit einem Schlagring – und nahmen ihm seine Wertsachen ab. Er schleppte sich zur nächsten Polizeistation. Ein Notarzt brachte ihn ins Spital, wo seine Kopfwunde und die gebrochene Hand versorgt wurden. Die beiden Täter konnten entkommen.

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