„Die Integration gelingt besser, als man es dem 20. Bezirk zutraut“

Eine Realistin: Christine Dubravac-Widholm am Brigittaplatz.
Bezirkschefin Christine Dubravac-Widholm über 16.000 neue Wohnungen und in die Jahre gekommene Schulen.
Von Uwe Mauch

Mit einer Zustimmung von außergewöhnlichen hundert Prozent wurde sie im Juli 2023 zur Bezirksvorsteherin der Brigittenau gewählt.

Auch für die Eventmanagerin Christine Dubravac-Widholm (SPÖ) konnte das nicht selbstverständlich sein, saßen doch damals im Parlament des 20. Bezirks am Brigittaplatz gleich neun Fraktionen.

KURIER: Welches Projekt ist Ihnen ein Herzensanliegen in der neuen Amtsperiode?

Christine Dubravac-Widholm: Das ist für mich eindeutig der Nordwestbahnhof. Der Abriss dort hat ja bereits begonnen. Doch aufgrund der Umweltverträglichkeitsprüfung muss er zeitlich gestaffelt erfolgen.

Was tut sich dort sonst noch?

Die ersten Wettbewerbe für die Bauträger sind bereits abgeschlossen, auch jener für den Schulcampus. Zurzeit läuft der Wettbewerb für die zehn Hektar große „grüne Mitte“, die übrigens vor dem Einzug der ersten Bewohner fertig sein soll. Geplant ist, dass 16.000 Menschen im neuen Viertel wohnen sollen. Der Endausbau ist für 2040 geplant. Ich weiß selbst, dass das nicht schon morgen sein wird. Selbst wenn ich bis zum Ende meines Arbeitslebens Bezirksvorsteherin bleiben sollte, werde ich es nicht sein, die den letzten Wohnungsschlüssel übergibt.

In welche Bereiche werden die Finanzmittel, die der Bezirk zur Verfügung hat, in dieser Periode fließen?

Da die Brigittenau als Bezirk historisch gewachsen ist, müssen wir weiterhin viele Erhaltepflichten erfüllen. Der Schwerpunkt liegt dabei weiterhin auf Kindergärten und Pflichtschulen. Auch im öffentlichen Raum ist noch viel zu tun. Wir haben zuletzt im Bezirk gut gewirtschaftet. Die Frage ist dennoch, wie groß unsere finanziellen Sprünge am Ende sein können.

Wo sehen Sie die größten Problemfelder im Bezirk?

Die Problemfelder habe ich eigentlich schon mit der Antwort auf die vorige Frage skizziert. Wir sind einer der dicht besiedelten Bezirke in Wien – mit viel historischer Bausubstanz. Das bedeutet für unsere Planung auch: Wir müssen mit dem beschränkten öffentlichen Raum möglichst sorgsam umgehen.

Stadtplaner kritisieren, dass die Wallensteinstraße heute „ein Schatten ihrer selbst“ ist. Stimmen Sie zu?

Ja, das stimmt. Das war auch der Grund, warum wir vor zwei Jahren die Anrainer befragt haben. Sie wünschen sich mehr Grünraum und eine höhere Aufenthaltsqualität. Der nächste Schritt ist nun der Start eines Bürgerbeteiligungsprozesses.

Wird die Wallensteinstraße auch erst 2040 fertig?

Nein, die werde ich noch vor meiner Pension erleben.

Gelingt die Integration in den Schulen Ihres Bezirkes?

Aus meiner Sicht: Ja. Ich registriere in den Schulen der Brigittenau extrem innovative Konzepte und auch sehr engagierte Pädagogen und Pädagoginnen. Jedenfalls gelingt die Integration besser, als man dem 20. Bezirk von außen zutrauen möchte.

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