Vom Abbruch zum Aufbruch: Der Nordwestbahnhof wird zum Stadtquartier

Baustelle Nordwestbahnhof
Nach dem Abbruch des Nordwestbahnhofs entsteht in Wien-Brigittenau auf 44 Hektar Fläche ein neues Stadtquartier.

Schritt für Schritt, Baggerschaufel für Baggerschaufel: Bis 2040 wird eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens im zwanzigsten Bezirk entstehen. Derzeit sind die schweren Baumaschinen fleißig am Werk: Denn bevor das neue Quartier am Areal des Nordwestbahnhofs entstehen kann, müssen ehemalige Lagerhallen, Gebäude und Straßen abgebrochen werden. Jede Woche werden 18.000 Tonnen Abbruchmaterial per Bahn abtransportiert. Durch die Verlagerung auf die Schiene lassen sich die Treibhaus- und Feinstaub-Emissionen um rund die Hälfte reduzieren.

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Das neue Stadtquartier im 20. Bezirk ist insgesamt 44 Hektar groß.

Die Abtragungen des ehemaligen Bahnhofs sollen bis 2028 abgeschlossen sein. Gleichzeitig sollen die Bauarbeiten für die erste Errichtungsphase im Südosten des Quartiers im Sommer 2026 starten. Der Bildungscampus Nordwestbahnhof wird den Anfang machen, 2028 soll er nach den Plänen der Architektengemeinschaft Klammer Zeleny + Kronaus Mitterer fertiggestellt sein. „Stadtentwicklung ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, so Claudia Brey, Geschäftsführerin ÖBB Immobilien, bei einem gemeinsamen Rundgang auf dem Areal. „Erste Gespräche zur Neunutzung des Nordwestbahnhofs fanden bereits vor 20 Jahren statt.“

Rendering Bildungscampus Nordwestbahnhof

Mit dem Bau des Bildungscampus soll Mitte 2026 begonnen werden.

Grüne Mitte entsteht am Nordwestbahnhof

Auf 44 Hektar Fläche entwickelt die Stadt Wien gemeinsam mit den ÖBB den neuen Stadtteil, der die beiden durch den Nordwestbahnhof bisher getrennten Bezirkshälften der Brigittenau künftig verbinden wird. Einen Beitrag soll dafür auch die Straßenbahnlinie 12 leisten, die mitten durch das neue Quartier führen wird.

Insgesamt werden rund 6.500 Wohnungen für ca. 16.000 Menschen errichtet. Zudem sollen rund 4.000 Arbeitsplätze entstehen. Es wird ein Stadtviertel mit vollständiger Infrastruktur. Bewohner und Anrainer werden Schulen, Kindergärten, Nahversorgung und Gastronomie vorfinden. Ein öffentlicher Park mit zehn Hektar wird die „Grüne Mitte“ bilden. Den Wettbewerb für diese Begegnungszone hat Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Hamburg gewonnen.

Rendering Park Nordwestbahnhof

Der Park soll Wiesen und Biotopgewässer, aber auch Sportflächen und Marktplätze bieten.

Was wird gebaut? 

60 Prozent wird geförderter oder kommunaler Wohnbau und zu 40 Prozent werden freifinanzierte Wohnungen errichtet. „Alle Generationen sollen sich im neuen Stadtquartier wohlfühlen und bis ans Ende des Lebenszyklus hier bleiben können. Daher wird es in einem der nächsten Bauträgerwettbewerbe erstmalig um ein Pflege- und Seniorenhaus gehen“, erklärt Claudia Brey. 
Insgesamt gibt es 19 Baufelder mit je rund fünf Bauplätzen. Erste Grundstücksverwertungen sind in Abwicklung, wie es seitens der ÖBB Immobilien heißt. Um an die Geschichte des Areals als Bahngelände zu erinnern, werden zwei historische Backsteinbauten erhalten. Sie sollen für Kultur, Gastronomie und Ähnliches genutzt werden.

Plan Stadtentwicklung Nordwestbahnhof

Fotoausstellung zum Projekt 

Was geschieht, wenn ein Bahnhof „auszieht“? Was wird aus den Tausenden Tonnen an Einzelteilen, Mauern, Ziegeln, Gleisen, Kränen, Kabeln und Containern? Fotograf Christopher Mavric begleitete diesen Übergang von einem Bahnhofsgelände zu einer Baustelle. Zu sehen sind seine Fotos und Videos in der Ausstellung „Universum Nordwest“ im Museum Nordwestbahnhof (20., Nordwestbahnstraße 16), von 16. 10. bis 6. 11., jeden Donnerstag 15–19 Uhr.

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