Von der Abwanderung zum Anziehungspunkt: Trofaiach zeigt, wie's geht

Trofaiach in der Obersteiermark:  Aus dem Ortskern wurde eine Begegnungszone,  wie ein Teppich legt sich ein Muster über  den gesamten  Bereich.
Der Verein Landluft lobt den Baukultur-Gemeindepreis aus. Das Motto „Nutzen, was da ist“ bezieht sich auf den Gebäudebestand.

Zusammenfassung

  • Der Baukultur-Gemeindepreis von Landluft würdigt Gemeinden, die durch Nutzung bestehender Gebäude und innovative Umbaukultur ihre Ortszentren aufwerten.
  • Die Jury bewertet ganzheitlich die Entwicklung der Gemeinden, darunter Mobilität, Umgang mit Leerstand, Einbindung der Bevölkerung und Gestaltung öffentlicher Räume.
  • Gemeinden bis 40.000 Einwohner können bis 30.11.2025 innovative Projekte einreichen, um als Vorbild für andere sichtbar zu werden.

Als „Ritterschlag für die Gemeinde“ bezeichnet Bürgermeister Mario Abl die Auszeichnung als Baukulturgemeinde. Seine Gemeinde, Trofaiach in der Obersteiermark, wurde vor vier Jahren mit dem Baukulturpreis ausgezeichnet. Zuvor war der Ort von Abwanderung geprägt. „Wir konnten den Trend umkehren und sind nun attraktiv für Familien“, so der Bürgermeister. Gelungen ist das durch ein klares Bekenntnis zum Ortskern, durch die Nutzung leer stehender Erdgeschoßlokale und einen zentralen Mobilitätsterminal. Aus dem Ortskern wurde eine Begegnungszone, die Gehsteige wurden entfernt, wie ein Teppich legt sich ein Muster über den gesamten Bereich.

Ging es früher ausschließlich um Arbeitsplätze, warum Menschen im Ort geblieben sind, geht es heute um andere Themen wie Sicherheit, Lebensqualität, Kinderbetreuung sowie Digitalisierung, um dort auch (im Homeoffice) arbeiten zu können. Damit das gelingt, braucht es vielfältige Maßnahmen. „Es geht darum, die Identität eines Ortes zu erhalten“, sagt Anneke Essl, Geschäftsführerin des Vereins Landluft. „Und Leerstand als Chance zu sehen.“ Bestand sei ein Schlüssel für so vieles.

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Anneke Essl, Geschäftsführerin Verein Landluft.

„Wir sind Talentscouts und Übersetzerinnen“, fasst Elisabeth Leitner, Obfrau des Vereins Landluft in der Steiermark, zusammen. Die zehnköpfige Jury bewertet in einem mehrstufigen Prozess mit Vor-Ort-Besuch nicht nur einzelne Projekte, sondern die Entwicklung der gesamten Gemeinde, ihren Umgang mit Mobilität und Boden, die Stärkung des Zentrums, die Einbindung von Experten und Menschen vor Ort, die Gestaltung öffentlicher Räume und den Umgang mit vorhandenen Gebäuden. „Wir zeigen aber nicht mit dem Finger auf Dinge, die in einem Ort schlecht sind – wir suchen die guten Dinge“, betont Leitner.

Nach der Auszeichnung der Gemeinden, die nun für den Baukulturgemeindepreis gesucht werden, beginne erst die eigentliche Arbeit für den Verein, die Vermittlungsarbeit. Die Baukulturgemeinden werden durch eine Wanderausstellung, Publikationen und Vorträge österreichweit sichtbar. Ihre Lösungswege sollen als Inspiration für Gemeinden dienen, die selbst aktiv werden wollen. Bürgermeister erzählen von den Stolpersteinen, aber motivieren auch, weil sie die Entwicklung ihrer Gemeinde zur Herzblutangelegenheit gemacht haben.

Gemeindepreis: Jetzt einreichen

Gesucht werden Gemeinden, die innovative Wege im Umgang mit Bestand und vorhandenen Ressourcen aufzeigen. Teilnahmeberechtigt sind österreichische Gemeinden bis 40.000 Einwohner, ausgenommen davon sind die Landeshauptstädte. Die Einreichfrist läuft per 30. 11. 2025 ab. Die Einreichunterlagen gibt es hier: www.landlust.at/5-bkgp.

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