Brand in Massenquartier: 200 Menschen gerettet

Großeinsatz: Die Feuerwehr rief Alarmstufe zwei aus. Rund 200 Menschen wurden gerettet. 24 wurden vorsorglich in Krankenhäuser gebracht
24 Bewohner wurden verletzt. Brand deckte auch soziale Missstände in Wohnbau auf.

Die Bewohner in dem Wohnbau an der Wiener Brigittenauer Lände waren panisch. Sie drängten Montagfrüh zu den Fenstern, riefen um Hilfe. Den Einsatzkräften der Exekutive, Rettung und Feuerwehr gelang es, die Menschen zu beruhigen. Polizisten zählten 200 Personen, die ins Freie gebracht wurden. Der Wohnungsbrand war rasch gelöscht. Vorsorglich wurden 24 Menschen wegen Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in Spitäler gebracht.

200 Menschen, die sich laut Feuerwehr rund 30 Wohnungen teilten. Der Brand rückte am Tag danach auch die sozialen Zustände in dem desolaten Haus auf die Agenda der Bezirksvertretung. Nur: Politik und Behörden, so hieß es auf Anfrage, sind die Hände gebunden.

Brand in Massenquartier: 200 Menschen gerettet
APA15423240-2 - 04112013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 019 CI - Das ausgebrannte Zimmer aufgenommen am Montag, 4. November 2013, in Wien. Infolge eines Zimmerbrands in einer Wohnung in Wien-Brigittenau hat die Feuerwehr rund 200 Personen aus dem betroffenen Haus evakuieren müssen. Etwa 30 Personen wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung an die Wiener Berufsrettung übergeben. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: MA 68 LICHTBILDSTELLE

Stunden nach dem Brand öffneten die Mieter den Journalisten die Türen. Singh S., 25, erzählte: „Ich hab’ noch bei den Nachbarn geklopft, bevor ich rausgelaufen bin.“ Er teilt sich mit mehreren Männern eine Wohnung. Einen Stock oberhalb sind in einem Zimmer mehrere Matratzen zu sehen. Eine andere Tür, eine ansatzweise renovierte Wohnung. Mohammed R., 40, öffnet und erzählt. „In meiner Heimat in Bangladesch wären die Menschen gestorben, weil die Feuerwehr zu spät gekommen wäre.“

Katz-und-Maus-Spiel

Das gesamte Gebäude ist verwahrlost, aber kein Mieter beschwert sich darüber. Hannes Derfler, SPÖ-Bezirksvorsteher in der Brigittenau, sagt: „Das sind Menschen, die froh sind, ein Dach über dem Kopf zu haben.“ Hier werde „am Rücken der Ärmsten der Gesellschaft Geld gemacht“.

Brand in Massenquartier: 200 Menschen gerettet
APA15423242-2 - 04112013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 019 CI - Einsatzkräfte der Feuerwehr bei der Brandbekämpfung am Montag, 4. November 2013, in Wien. Infolge eines Zimmerbrands in einer Wohnung in Wien-Brigittenau hat die Feuerwehr rund 200 Personen aus dem betroffenen Haus evakuieren müssen. Etwa 30 Personen wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung an die Wiener Berufsrettung übergeben. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: MA 68 LICHTBILDSTELLE

Seit Jahren liefern sich Derfler zufolge die Bezirksvertreter und der Hauseigentümer ein Katz-und-Maus-Spiel: „Kurz bevor die Behörde einschreiten will, lässt er Sachen reparieren.“ Der Hauseigentümer, ein Immobilienverwalter, war am Montag nicht erreichbar.

Nicht nur Derlfer, auch der Leiter der Baupolizei, Gerhard Cech, kennt das Objekt aus mehreren Verfahren. 200 Menschen in rund 30 Wohnungen – geht das? Cech: „Es gibt keine Obergrenze, wie viele sich im Gebäude aufhalten dürfen.“

Derfler will nun auf die Mieter zugehen: „Ich würde sie gerne zum Mieterschutz begleiten“, sagt er.Für Mieter R., der demnächst sein Studium an der Boku beendet, ist das zu spät. „Ich ziehe im November um.“

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