Bordell-Schließungen: China-Connection im Visier
In vier von sechs seit Jahresbeginn geschlossenen Geheimbordellen arbeiteten chinesische Frauen. Das sei nur die Spitze des Eisbergs, sagt Wolfgang Langer, Leiter des Prostitutionsreferats der Wiener Polizei: "Wir sehen einen klaren Anstieg illegaler Bordelle, die sich als Massage-Institute tarnen." Im Hintergrund hat das Bundeskriminalamt (BK) bereits seit Längerem ein Auge auf eine mutmaßliche China-Connection. Man habe mehrere Lokale "und Personen, bei denen die Fäden zusammenlaufen", im Visier, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels im BK.
4900 Euro Miete
Es sind versteckte Bordelle wie jenes von Herrn K. Seine knapp 80 Quadratmeter große Wohnung vermietete er an fünf Chinesinnen – für 980 Euro pro Monat und Person. Der Betrieb warb in Foren mit Massagen, bot seinen Gästen aber sexuelle Dienstleistungen an. Die Beamten schlossen das Lokal, zeigten K. wegen mehrerer Vergehen an. Einzelfall? Die Exekutive will Ansätze eines Organisationsgrades erkennen. Wichtigstes Indiz sei Tatzgern zufolge die Herkunft der Frauen aus unterschiedlichen chinesischen Provinzen. "Hier laufen bei bestimmten Personen die Fäden zusammen." Etwa bei einem Österreicher, der mit einer Chinesin verheiratet ist und als Vermittler auftritt. Er vermittelt etwa Bordell-Plätze und "Amtshelfer". Letztere treten als Bevollmächtigte auf und suchen etwa drei Tage nach Ankunft der Frauen für eine sofortige Anmeldung zur Sexarbeit an, obwohl den Asylwerberinnen für drei Monate staatliche Unterstützung zusteht. Für eine Vorsprache kassieren die "Amtshelfer" bis zu 1500 Euro. "Wir prüfen das rechtlich", sagt Langer.
Von "Zwangsprostitution" will Tatzgern nicht sprechen, aber von "wirtschaftlichem Druck" auf die Frauen. Ein Ausstieg sei aufgrund sprachlicher Barrieren unmöglich. 80 Lokale habe man am Radar, Kooperationen mit chinesischen und EU-Behörden laufen.
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