Blutproben im AKH vertauscht

Blutproben im AKH vertauscht
Bei einem AKH-Patienten wurde irrtümlich Organversagen diagnostiziert. 500 Euro bot das AKH als Kulanzzahlung an.

Kurt Erle bekommt Panikattacken, wenn im Fernsehen ein Rettungswagen zu sehen ist. Eine Zeit lang ging er nicht einmal ohne Handy auf die Toilette, schildert seine Frau. "Angststörung sowie rezidivierende (wiederkehrende) Panikattacken", steht in seinem ärztlichen Attest.

Grund dafür ist eine "Todesnachricht", die er in der Infektionsstation der "Inneren Medizin I" im AKH erhalten hat. Es wurde multiples Organversagen diagnostiziert. Dabei stirbt laut Studien etwa die Hälfte aller Patienten trotz sofortiger Behandlung, für die andere Hälfte sind Dialyse drei Mal die Woche oder häufiger Blutplasmatausch der Alltag.

Der Fehler

Blutproben im AKH vertauscht

Doch es war eine Fehldiagnose, wie selbst AKH-Sprecherin Karin Fehringer zugibt. Es wurden zwei Blutproben vertauscht, Herr Erle wurde offenbar mit Frau Erb verwechselt. Über die Patientenanwaltschaft wurden ihm gerade einmal 500 Euro Schadenersatz angeboten - als "Kulanzlösung", wie es in einem Schreiben heißt.

"Ich will keine 50.000 Euro, aber das ist lächerlich", sagt der 55-jährige Erle. Im Interview erinnert er sich noch einmal, wie es am 11. März zu der tragischen Verwechslung gekommen war: "Am Nachmittag kam der Assistenzarzt zu mir ins Zimmer und teilte mir mit, dass meine weißen Blutkörperchen die roten in explosionsartiger Weise fressen. Ich habe bereits Thromben im ganzen Körper und stehe vor einem Multiorganversagen", so Erle. Dabei war er lediglich wegen Rotlaufs und hohen Fiebers in Behandlung. "Der Arzt hat mir gesagt, dass ich meine Familie anrufen soll und der Plasmaaustausch sofort vollzogen wird."

Ein Schock

"Mein Sohn ist Rettungsarzt und hat mir auf dem Weg ins Spital erklärt, wie dramatisch die Lage ist. Ich war schockiert", schildert Erles Frau. Ihre Blutzuckerwerte schnellten auf 400 in die Höhe, wie danach gemessen wurden. Das ist der vierfache Normalwert.

Inzwischen wurden 18 Plasmabeutel aufgetaut und Erle in die Dialysestation gebracht zum sofortigen Austausch. Die diensthabende Ärztin meinte aber freundlich: "So krank wie meine anderen Patienten schauen sie gar nicht aus. Ich mache lieber ein komplettes Blutbild."

Dabei stellte sich heraus, dass bis auf die erhöhten Entzündungswerte wegen des Rotlaufs alles normal war. Erle wurde in die Station zurückgeschoben. Besonders die Reaktion der Ärzte stößt Erle auf: "Einer meinte, dass ja eh nichts passiert sei. Ein anderer hat mich ausgelacht und gemeint, ich solle mein Namensband nicht unter dem Pyjama verstecken. Nur die Schwestern waren sehr nett zu mir."

Erle wandte sich schließlich an die Patientenanwaltschaft. "Dort darf man aber nicht persönlich vorbeikommen, ich durfte alles nur schriftlich abwickeln", erzählt er. Vielleicht ist auch das der Grund, warum Patientenanwalt Gerald Bachinger vom KURIER nun auf den Fall angesprochen lapidar meinte: "Die Summe erscheint mir äußerst gering. Ich würde dem Patienten empfehlen, das Angebot nicht ohne Weiteres anzunehmen, sondern den Fall der Patientenanwaltschaft zu übergeben." Dort liegt er übrigens seit August.

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