Ein Jahrhundert Wiener Fußballgeschichte: Das bewegte Leben der Hohen Warte

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Die Hohe Warte war einst das größte Stadion Kontinentaleuropas und Schauplatz historischer Länderspiele. Ihre Geschichte spiegelt die Höhen und Tiefen des österreichischen Fußballs wider.

Am 20. Juni 1921 konnte man im Wiener Sporttagblatt lesen: „Aus den Lehmgruben auf dem Boden der Kreindlschen Gründe in Döbling ist ein Sportplatz entstanden, den man, was den Aufbau, den Fassungsinhalt und die Einrichtung betrifft, zu den größten und imposantesten des Kontinents zählen darf.“

Das Stadion, von dem hier nur in den höchsten Tönen geschwärmt wird, steht auch heute noch: die Naturarena Hohe Warte. Was angesichts von Stadien wie dem Camp Nou in Barcelona, Wembley in London oder dem Ernst-Happel-Stadion in Wien heute kaum noch vorstellbar ist: Mit einem Fassungsvermögen von 85.000 Personen war dies einst das größte Fußballstadion in Kontinentaleuropa.

Es verdankt seine Entstehung dem First Vienna Football-Club 1894, dem ältesten Fußballverein Österreichs. Dieser hatte nämlich einige Jahre zuvor seine frühere Spielstätte verloren und schließlich den Grund eines ehemaligen Ziegelwerks auf der Hohen Warte übernommen. Aber auch die österreichische Nationalmannschaft war hier daheim. Der österreichische Zuschauerrekord von 85.000 Personen beim Länderspiel gegen Italien im April 1923 konnte erst 1960 übertroffen werden. Und auf der Hohen Warte feierte auch das gefeierte österreichische „Wunderteam“ seine Geburtsstunde – mit einem 5:0 gegen Schottland am 16. Mai 1931.

Harte Zeiten

Dieses Jahr markiert jedoch auch einen Wendepunkt für das Stadion: 1931 wurde das Wiener Praterstadion (heute: Ernst-Happel-Stadion) eröffnet, und die Anlage der Vienna verlor zunehmend an Bedeutung.

Beim Februar-Aufstand 1934 wurde sie gar Schauplatz von Kampfhandlungen, als von hier platzierten Artilleriestellungen aus der Karl-Marx-Hof beschossen wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde auf dem Sportplatz eine Flak-Anlage errichtet. Als die Rote Armee die Hohe Warte eroberte, wurde das Areal durch die Kämpfe endgültig verwüstet. Nach einer langen Pause und der Instandsetzung der Anlage kehrte der First Vienna Football Club im Jahr 1953 endlich wieder in sein „Zuhause“ zurück.

Die Zeit der großen internationalen Spiele auf dem Gelände mag vorerst in der Vergangenheit liegen – den Fans des Vereins ist das aber egal, denn sie lieben „ihre“ Naturarena, die seit ihrer Eröffnung am 19. Juni 1921 schon so viel gesehen hat.

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